Der Wind pfeift auch an diesem August-Nachmittag bissig über den Silvaplanersee. Begeistert schmeissen sich die Kitesurfer ins knapp 18 Grad kalte Wasser. Etliche kunterbunte Schirme tanzen am Himmel, sorgen vor den Engadiner Bergen für eine traumhafte Szenerie. 20 Meter unter ihnen zischen ihre Lenker mit den Boards umher – ein Wunder, dass sich die vielen Leinen nie kreuzen und verwirren. «Tangling» würde das heissen, erklärt der Brite James Boulding, der seiner Fribourger Freundin Manuela Jungo heute assistiert. «Aber hier können es fast alle.»
Die Anfänger sind an Helmen und roten Trikots der «Silvaplana Kitesailing Schule» erkennbar. Wie Mirjam Jäger, die sich erst mit den Sicherheitsvorkehrungen für diese nicht ungefährliche Sportart vertraut macht und dann bei Trockenübungen am Ufer den Umgang mit dem Schirm im «Windfenster» ausprobiert.
«Lenke ihn nicht wie das Steuer eines Autos, sondern wie einen Velolenker», erklärt Manuela. Gleich beim ersten Versuch stürzt der Kite mit hohem Tempo ab. Später wird er von einer Windböe erfasst, lupft Mimi mitsamt Lehrerin Manu meterhoch in die Luft.
«Jetzt ist mir ganz schön mulmig», stöhnt Mirjam, die beim Freestyle auf Ski in der Halfpipe keine Angst kennt. «Aber auf Schnee habe ich alles selbst unter Kontrolle. Hier dirigiert der Wind – der hat extrem Power!» Im Wasser begnügt sie sich deshalb mit dem sogenannten Body Drag, lässt sich von Manuela hinterherziehen. Aber die frühere «Miss Bern» ist voll des Lobes für ihre Schülerin: «Was Mimi in vier Stunden gelernt hat, lernen andere in vier Tagen!»
Mit 31 Jahren hat sich die Nummer 5 der Welt nun von der World-Tour verabschiedet. Doch dieser Sport bleibt ihre Leidenschaft, Manuela will ihn fortan noch mehr promoten. Wie dieses Wochenende am «Boardstock Sport & Music Festival» in Zug, wo sie ein paar Kostproben ihres Könnens zeigen wird. Aber Achtung, liebe Fans, so leicht wie es Jungo aussehen lässt, ist Kitesurfen nicht. Fragt Mimi!