«Will hinnehmen, auch mal nicht zu gewinnen»
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Gmelin über ihre Saison:«Will hinnehmen, auch mal nicht zu gewinnen»

Jeannine Gmelin im Gummiboot-Interview vor der Heim-EM
«Mir ist auch schon ein Fisch ins Boot gesprungen»

Ab Freitag findet in Luzern auf dem Rotsee die Ruder-EM statt. Für BLICK wechselt Jeannine Gmelin vom Ruder- ins Gummiboot und erzählt von Seekrankheit und tierischen Erlebnissen.
Publiziert: 29.05.2019 um 22:02 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2021 um 18:13 Uhr
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Die Schweizer Weltmeisterin im Skiff, Jeannine Gmelin, versucht sich für BLICK im Gummiböötli.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Mathias Germann (Text) und Benjamin Soland (Bilder)

BLICK: Jeannine Gmelin, wann waren Sie letztmals in einem Gummiboot?
Jeannine Gmelin: Zuhause in Uster fuhren wir mal den Aabach runter, wir waren eine Gruppe von 5 oder 6 Leuten. Das liegt lange zurück, war aber ein Riesenspass.

Wie heisst Ihr Ruderboot?
Mein aktuelles hat keinen Namen. Mein allererstes hiess «Ciel», da war ich 15 Jahre alt.

Also Himmel auf Französisch?
Genau. Der Grund dafür ist einfach: Wenn ich auf dem Wasser bin, fühle ich mich wie im Himmel.

Was kostet Ihr Boot?
Ganz neu 12'000 bis 14'000 Franken.

Wie schwer ist es?
Der Einer darf nicht leichter als 14 Kilogramm sein, die Skala gegen oben ist aber offen.

Reden Sie im Rennen mit sich selbst?
Nicht, dass man es hören könnte. Aber im Kopf schon.

Worum gehts?
Auf der rechten Schulter habe ich ein Teufelchen. Es sagt: «Hör auf, es ist zu streng. Du musst das nicht tun.» Auf der linken Schulter ist aber ein Engelchen, das mich aufmuntert und sagt: «Du schaffst das!»

Ein ständiges Hin und Her?
Es ist ein Kampf zwischen Teufelchen und Engelchen, beide reden auf mich ein – ich bin in der Mitte und entscheide, wem ich zuhöre.

Wie viele Stunden pro Jahr verbringen Sie auf dem Boot?
Pro Woche etwa 20 Stunden. Mal 40 Wochen. Also etwa 8000 Stunden. Das macht zwischen 6000 und 8000 Kilometer.

Würden Sie gerne mal ohne Hilfe von Motoren den Atlantik durchqueren?
Es ist verrückt, aber es würde mich extrem reizen. Ich hätte aber auch mega Respekt. Man ist mitten auf dem Meer, kann nicht weg. Dann die unberechenbare Witterung. Es wäre spannend zu wissen, wo meine Grenzen diesbezüglich liegen – es kann viel mehr passieren als auf meinen 2000 Metern im Ruderboot.

Werden Sie seekrank?
Auf meinem Einer sicher nicht. Aber da haben wir auch keinen Wellengang (schmunzelt).

Und sonst?
Ich bin selten auf Booten. Aber es könnte schon sein, dass ich seekrank werde.

Wieso meinen Sie?
Im Auto bin ich sehr anfällig, sobald ich nicht selber am Steuer sitze. Da wird es mir extrem schnell schlecht.

Würde ich Ihnen einen Gutschein für zwei Wochen Kreuzfahrt schenken – hätten Sie Spass?
Nein! Das ist viel zu passiv. Ich kann mir nicht vorstellen, in einem motorbetriebenen Boot fahren. Das reizt mich nicht, ich muss mich bewegen. Auf einem kleinen Segelboot dagegen, wo man ständig arbeiten muss – das würde mich reizen

Wann fuhren Sie das letzte Mal Pedalo?
Vor zwei oder drei Jahren auf dem Zürichsee.

Fischen Sie?
2017 machte ich in den Ferien in Kanada Tiefseefischen. Es bissen ziemlich viele Fische an. Aber alleine? Da hätte ich Mühe, den Fisch zu töten, wenn er am Haken ist.

Sind Sie schon mal gekentert?
Ja, bei meinem ersten Rennen! Am Start muss man rückwärts rudern, es windete ziemlich stark. Ich war wenig geübt. Mein Ruder berührte jenes einer Konkurrentin, da bin ich ins Wasser gefallen. Trotzdem rettete ich die Uhr meines damaligen Trainers – er hatte sie mir gegeben, damit ich rechtzeitig am Start war. Noch heute bin ich stolz darauf!

Ist Ihnen schon mal ein Fisch ins Boot gesprungen?
Ja, tatsächlich (lacht)! Auf dem Zürichsee. Ein kleiner Fisch. Er erschrak so sehr wie ich.

Was haben Sie gemacht?
Wenn man auf eine gewisse Art rudert, gibt es Wellenbewegungen innerhalb des Bootes. Das habe ich getan, er ist zum Glück von selbst rausgesprungen.

Was ist fürs Rudern besser: kaltes oder warmes Wasser?
Warmes Wasser ist weicher, schneller. Es gibt weniger Widerstand. Das ist natürlich schöner.

Können Sie das Wasser lesen?
Bis zu einem gewissen Grad schon. Wenn es windig ist zum Beispiel. Wenn das Wasser hell ist, ist es gut. Wenn dunkel, gibt es dort vielleicht gleich eine Böe. Es geht dabei immer auch darum, das Wetter zu analysieren.

Sind sie eine gute Schwimmerin?
Ich gehe nicht unter (schmunzelt). Für Brustschwimmen reicht es, aber Crawl kann ich nicht. Beim Schwimmen frage ich mich oft, was wohl unter mir ist – kein besonders schönes Gefühl.

Sie schwimmen also im Hallenbad?
Das nicht, ich schwimme schon lieber im See (lacht).

Essen Sie Fisch?
Ist nicht mein Lieblingsgericht.

Was ist das Seltsamste, das Sie mal beim Rudern im Wasser angetroffen haben?
Ein Krokodil! Das war im Training vor der WM in Sarasota in Florida. Zum Glück war es weit weg!

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