«BLICK ist im Sport meinungsbildend»
3:22
Interview mit Steffi Buchli:«BLICK ist im Sport meinungsbildend»

Interview mit der neuen Blick-Sportchefin Steffi Buchli
«BLICK ist im Sport meinungsbildend»

Felix Bingesser hat die Sportredaktion der Blick-Gruppe zehn Jahre geführt. Am 1. Januar 2021 übernimmt Steffi Buchli die Leitung. Ein Gespräch zwischen Vorgänger und Nachfolgerin. Über Frauen im Sportjournalismus und darüber, ob Reden Silber und Schreiben Gold ist.
Publiziert: 20.05.2020 um 14:24 Uhr
|
Aktualisiert: 25.05.2020 um 09:37 Uhr
1/10
Steffi Buchli wird neue BLICK-Sportchefin.
Felix Bingesser

BLICK: Steffi Buchli, bis vor wenigen Jahren gab es beim BLICK noch das leicht bekleidete Seite-3-Girl. Jetzt bekommt der BLICK die erste Chefredaktorin im noch immer als Männerdomäne gesehenen Sportressort. Die Zeiten haben sich gewandelt.
Steffi Buchli: Zum Glück haben sich die Zeiten geändert. Ich wüsste nicht, ob ich diesen Job angenommen hätte, wenn es noch ein Seite-3-Girl geben würde. Ich bin jetzt seit 20 Jahren im Sportjournalismus. Und es freut mich sehr, dass das Geschlechterthema eigentlich gar keine Rolle mehr spielt. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Geschafft haben wir es allerdings erst dann, wenn man mir keine Fragen mehr zum Frausein in der Männerdomäne stellt. Da sind wir noch nicht.

Was ist eigentlich Ihr erster Berührungspunkt mit dem BLICK?
Mein Vater ist ewiger NZZ-Abonnent, im Haus hatten wir die Zeitung nicht. Ich erinnere mich aber gut daran, dass bei meinem Grossonkel immer der BLICK rumlag, darauf seine altmodische, dicke Hornbrille. Ich habe damals als circa 7-Jährige immer den BLICK-Käfer gesucht in der Zeitung. Später war natürlich der Sportteil die tägliche Pflichtlektüre. Im Sportbereich ist der BLICK das meinungsbildende Medium in diesem Land.

Jetzt kommen Sie zum BLICK. Dass Sie gut und schnell reden können, weiss das ganze Land. Aber können Sie auch schreiben?
Diese Frage musste ja kommen. Ich habe schon in ganz jungen Jahren geschrieben. Unihockeyberichte für die Zeitung «Glattaler» über meine eigenen Unihockey-Matches. Ohne jegliche journalistische Distanz, notabene. Nein, im Ernst: Ich habe eine grosse Affinität zum geschriebenen Wort. Ich bin sehr pingelig, wenn es um gepflegte Formulierungen geht. Und wissen Sie was?

Nein.
Ich habe mich schon vor bald zwanzig Jahren einmal bei Ihnen beworben. Ich war damals Praktikantin bei einem Regionalradio. Und Sie waren Chefredaktor beim Sportmagazin. Ein Heft, das mir sehr gefallen hat.

Warum hat es damals nicht geklappt?
Ich habe von Ihnen eine kurze und schmerzlose Absage gekriegt. So nach dem Motto: «Frau Buchli, lernen Sie zuerst mal richtig laufen und lernen Sie das Handwerk von der Pike auf. Dann können Sie sich wieder melden.» Und jetzt sitzen wir uns wieder gegenüber.

Sie haben eine Laufbahn bei den elektronischen Medien gemacht und Sie haben eine hohe Affinität zum TV. War die Lancierung von Blick TV ein Argument für ihren Wechsel?
Klar. Blick TV ist ein extrem spannendes Projekt, das genau dem Zeitgeist entspricht. Es hat den Reiz, zum BLICK zu wechseln, noch verstärkt. Das Projekt zeigt, dass die Bewegtbildstrategie für BLICK nicht nur ein Lippenbekenntnis ist. Gerade für den Sport bietet Blick TV viele Möglichkeiten.

Sie haben einst den sicheren Hafen des Schweizer Fernsehens verlassen, um den Sender MySports aufzubauen. Jetzt verlassen Sie ihr Baby MySports. Ist da Wehmut dabei?
Natürlich. Ich habe sehr viel Herzblut investiert und MySports wird auch immer eine Herzensangelegenheit bleiben. Ich bin meinen Chefs bei UPC extrem dankbar, dass sie mir die Rolle als Programmchefin gegeben haben. Den Aufbau eines TV-Senders zu verantworten war eine einmalige Sache. Nun ist MySports in der TV- und Sportlandschaft etabliert. Die Crew ist sackstark und bereit für die Zukunft. Ich wünsche ihnen nur das Allerbeste.

BLICK ist die Boulevardzeitung der Schweiz. Wie interpretieren Sie den Begriff Boulevard?
Boulevard wird immer wieder als Schimpfwort gebraucht. Völlig zu Unrecht, wie ich finde. Journalistisch arbeiten heisst «Geschichten erzählen». Und die hohe Kunst des Boulevards ist es, gute Geschichten in verständliche Sprache zu packen. Der König ist der, der komplexe Zusammenhänge kurz und klar aufzeigen kann, so dass jeder versteht.

Würden Sie lieber mit Frank Ribery ein Goldsteak essen gehen oder mit Andres Ambühl einen «Kaffee Fertig» trinken?
Kaffee mit Ambühl geht immer, kein Zweifel. Ich mag das Bodenständige. Ribéry müsste ich als erstes fragen, ob wir das Blattgold auch auf ein Stück Tofu montieren können. Ich esse kein Fleisch. Vielleicht würde daraus eine spannende Unterhaltung entstehen, wer weiss.

Sie sind im Eishockey daheim. Aber der Fussball ist beim BLICK König.
Ich habe selber Unihockey gespielt und hatte taktisch immer die Nähe zum Eishockey. Aber ich weiss natürlich, wie wichtig der Fussball ist. Er ist, ohne jetzt eine Rede wie Sepp Blatter halten zu wollen, schon ein weltumspannendes Massenphänomen. Entsprechend hat der Fussball den Königs-Thron absolut verdient.

Im Boulevardjournalismus hält man den Finger auch mal tiefer in offene Wunden. Die Polarisierung gehört dazu und der Ton kann dann auch mal aggressiver werden. Wie gehen Sie damit um?
Ich bin, wenn Sie das meinen, kein zart besaitetes Pflänzchen. Als Chef muss man da die Rahmenbedingungen festlegen. Aber klare Positionen und Haltungen kann man auch mit Anstand vertreten.

Werden Sie den BLICK bis zu ihrem Amtsantritt jetzt jeden Tag lesen?
Den habe ich die letzten zwanzig Jahre schon jeden Tag gelesen. Aber vielleicht werde ich mir neu ab und zu ein paar Notizen machen.

«Sie bringt alles mit, was es für den Posten braucht»
4:12
Buchli wird BLICK-Sportchef:«Sie bringt alles mit, was es für den Posten braucht»
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?