Traditionen werden in England gepflegt. Das ist derzeit besonders gut in Wimbledon sichtbar. Doch das Tennis-Turnier ist nichts im Vergleich zur Henley Royal Regatta! Der Ruderwettbewerb 50 km östlich von London trieft vor Tradition. Erstmals ausgetragen wurde er 1839. Zum Vergleich: In Wimbledon spielt man seit 1877.
Auf der Themse erstmals dabei ist Skiff-Weltmeisterin Jeannine Gmelin. Sie ist beeindruckt: «So etwas habe ich noch nie erlebt. Hier gibt es nicht nur Kleidervorschriften für die Athleten, sondern auch für die Zuschauer», so die Zürcherin aus Uster. Tatsächlich ist der Dresscode für Ruder-Fans äusserst strikt. Männer müssen Krawatte oder Fliege tragen, Jeans und Shorts sind nicht erlaubt. Letzteres gilt auch für Frauen, für die Hosen sowieso tabu sind. Der Saum ihrer Röcke muss ausserdem unter Kniehöhe liegen.
Gmelin ist darauf vorbereitet. «Ich habe ein schönes Kleid mitgenommen. Und ich habe einen Hut dabei», sagt sie. Schliesslich wird eine angemessene Kopfbedeckung empfohlen.
Die Queen als Schirmherrin
In erster Linie ist Gmelin aber zum Rudern da. Sie freut sich auf das neue Umfeld und den seltenen Wettkampfmodus. «Hier rudert man im K.-o.-Modus, immer im Eins-gegen-eins. Und die Strecke ist nicht 2000, sondern 2112 Meter lang.»
Die kleinen aber feinen Unterschiede eben. Zu den Favoritinnen zählt Gmelin, die sich auf die EM in Glasgow (ab 1. August) und die WM im bulgarischen Plowdiw (ab 9. September) vorbereitet, aber auch so. Nur allzu gerne würde sie ihr Kleid bei der Siegerehrung präsentieren.
Ob ihr dann sogar Queen Elisabeth II gratulieren wird? Immerhin ist sie Schirmherrin der Regatta. Gmelin: «Es wäre eine riesige Ehre. Denn hier hat der Rudersport eine enorme Tradition, und diese Regatta ist dabei die Kirsche auf der Torte.»