Eisschnellläufer Livio Wenger sorgt mit einem bösen Foul für Aufregung. Beim Engadin Inline Marathon will der Holländer Evert Hoolwerf, im Winter ebenfalls Eisschnellläufer, aus der Spitzengruppe ausreissen.
Wenger will das keinesfalls zulassen. Der 25-Jährige geht resolut dazwischen, drängt seinen Gegner ab und bringt ihn beinahe zu Fall. Ein harte und unsportliche Attacke.
Doch der Olympia-Vierte von Pyeongchang sieht das anders. «Für mich war es eine Rennsituation, wie sie im Wettkampf Dutzende Male vorkommt. Ich wollte den Angriff abblocken, habe Hoolwerf zuerst gar nicht gesehen und habe dann falsch reagiert», sagt Wenger zu BLICK. «Der Pfosten am Strassenrand hat die Sache sicher dramatischer aussehen lassen, als sie tatsächlich war. Aber ich würde nie absichtlich einen Gegner zu Fall bringen.»
Rennleitung: «Das war grob fahrlässig!»
Die Rennleitung sieht es etwas anders. Sie bewerten Wengers Angriff nach Sichtung des Video-Materials als «grob fahrlässig und gefährlich». Er habe seinen Gegner in ernsthafte Gefahr gebracht. «Das verstösst eindeutig gegen die Regeln und hinterlässt einen dumpfen Beigeschmack für den Inline Sport.
«Livio Wenger sollte mit den Regeln von Sport und Fairness bestens vertraut sein», schreibt «Swiss Skate Tour» auf der Homepage. Man sehe es definitiv nicht so, dass derartige Aktionen dazugehören. Die Konsequenzen: Wenger wird der Sieg aberkannt. Er muss seine Siegprämie von 300 Franken zurückgeben. Eine Sperre bekommt er aber (nach eigener Aussage) nicht aufgebrummt.
Wenger verweist aber gegenüber BLICK auf die Vorgeschichte: «Es gehören immer zwei Seiten dazu. In der Gruppe sind mehrere Holländer zusammen gelaufen, haben immer wieder attackiert und ich musste als Favorit allein alle Löcher zulaufen. Es sind in diesem Rennen viele kleine Dinge passiert, die ich aber nicht weiter breittreten möchte.»
«Ich habe mich provozieren lassen»
Dass er nicht ganz richtig gehandelt hat, sieht er aber ein. «Ich habe mich ein bisschen provozieren lassen, das war sicher ein Fehler. Ich weiss, dass das nicht gut war von mir», gesteht Wenger ein. «Ich habe mich nach dem Rennen sofort bei Hoolwerf entschuldigt, er hat die Entschuldigung angenommen. Dass ich nun disqualifiziert werde, ist schade, aber ich akzeptiere das Urteil.»
Schwamm drüber also. Und Konzentration auf die Eisschnelllauf-Saison. Für Wenger geht es bald für die Saisonvorbereitung nach Inzell in Deutschland, wo sich der Luzerner den letzten Schliff für die Rennen dieses Winters holen will. Die Weltcup-Saison beginnt Mitte November in Japan.