Elena Quirici (26) ist sich gewohnt, die Dinge in die Hand zu nehmen. Als Karate-Kämpferin ist die dreifache Europameisterin und WM-Bronzemedaillengewinnerin von 2012 auf ihre Hände angewiesen. «Und auch im Alltag mache ich die Dinge gerne selber», sagt sie zu BLICK.
«Es dauert ewig, bis ich angezogen bin»
Das geht im Moment aber alles nicht: Beide Hände der Aargauerin stecken seit kurzem in Schienen. «Im Moment kann ich sie überhaupt nicht gebrauchen», sagt sie, «wirklich überhaupt gar nicht.» Die kleinsten Handgriffe werden zur Herausforderung. «Wenn ich etwas trinken will, stellen mir meine Mutter oder mein Freund das Glas hin – mit einem Röhrli drin.» Oder am Morgen: «Es dauert ewig, bis ich angezogen bin. Zum Glück kann man im Moment das Haus sowieso nicht so oft verlassen, da ist es nicht so dramatisch, wenn ich etwas länger im Pyjama bin.»
Zunächst war der 26-Jährigen das Ausmass ihrer Verletzung gar nicht klar. Als sie sich bei einem Turnier in Dubai an der rechten Hand verletzte, dachte sich Quirici nicht viel dabei und bestritt gleich das nächste Turnier. Dann kam der Corona-bedingte Saisonabbruch. Sie trainierte weiter, verletzte sich am Daumen der linken Hand. «Zuerst bin ich nicht zum Arzt gegangen, schliesslich hiess es ja, man solle sich nur in Notfällen behandeln lassen.»
Letzte Woche wurde sie dann endlich geröntgt. Die Diagnose: kompletter Sehnen-Abriss an der Mittelhand rechts, Teilabriss des Aussenbandes am Daumen links. Die Folge: Beide Arme eingeschient, der eine für vier, der andere für sechs Wochen. «Ein Geduldsspiel», sagt Quirici.
Olympia in Tokio ist ihre einzige Chance
Ob sie glücklich sei, dass die Olympischen Spiele im August verschoben wurden und sie damit mehr Zeit zur Heilung habe? «Nicht unbedingt. Ich wäre wahrscheinlich einfach nicht zum Arzt und hätte durchgebissen», sagt sie. «Das hätte ich schon ausgehalten.» Aus gutem Grund: Tokio ist ihre einzige Chance. Bei den Spielen in Paris 2024 wird Karate nicht mehr im Programm sein. «Diese Gelegenheit hätte ich auf jeden Fall ergriffen.»