Runterhungern, um schneller die Wand hochzukommen. Essstörungen sind im Klettersport ein zunehmendes Problem. Aus Protest wegen Nichthandelns treten zwei Sportmediziner nun aus dem Kletter-Weltverband aus.
Je leichter, desto besser
Das Körpergewicht spielt im Klettersport eine entscheidende Rolle. Immer mehr Athletinnen und Athleten kontrollieren es aber auf ungesunde Art. Um die sportliche Leistung zu maximieren, halten sie ihr Gewicht so niedrig wie möglich.
Dieser Artikel entstand im Rahmen vom Blick-Mediacamp. Zwölf junge Nachwuchs-Journalistinnen und Journalisten im Alter von 16 bis 24 Jahren wirken eine Woche lang im Blick-Newsroom mit.
Dieser Artikel entstand im Rahmen vom Blick-Mediacamp. Zwölf junge Nachwuchs-Journalistinnen und Journalisten im Alter von 16 bis 24 Jahren wirken eine Woche lang im Blick-Newsroom mit.
Daraus resultieren oft Essstörungen. Zum Beispiel das sogenannte Relative Energiedefizit-Syndrom (RED-S). «Bei diesem Syndrom deckt die aufgenommene Energie den Gesamtenergieverbrauch nicht mehr», schreibt Swiss Olympic.
Betroffene haben aufgrund der Mangelernährung nicht mehr genügend Energie, um alle Körperfunktionen abzudecken. Von erhöhter Verletzungsanfälligkeit, über Zyklusprobleme bis hin zu psychischen Beschwerden – die Folgen sind fatal.
Mediziner treten aus Weltverband aus
Mit Professor Dr. Volker Schöffl und Eugen Burtscher traten vergangene Woche zwei renommierte Sportmediziner aus der medizinischen Kommission des Internationalen Sportkletterverbands (IFSC) aus. Sie teilen die Meinung, dass sie die Untätigkeit des Verbandes nicht länger akzeptieren können. «Sportklettern hat ein RED-S Problem», so Schöffl in den sozialen Medien.
Die beiden Mediziner hatten sich bemüht, ein internationales Programm einzuführen, das ungesunde Athletinnen und Athleten nicht mehr an Wettkämpfen zuliess.
«Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, dass untergewichtige Athletinnen und Athleten bei den Wettkämpfen nicht mehr starten dürfen, um die Essstörungen nicht weiter zu fördern.»
Verantwortung bei den Nationalverbänden
Nun nimmt der Kletterverband IFSC auf seiner Webseite Stellung. Der «Schutz des Wohlbefindens» der Athleten sei das «vorrangige Ziel».
Die IFSC weist jedoch darauf hin, dass die entsprechende Betreuung der Sportlerinnen und Sportler bei den nationalen Verbänden liegt. Der Verband habe an der Generalversammlung über die Risiken im Hochleistungssport informiert und legte den Mitgliedern ans Herz, diese Informationen national weiterzugeben.
Eine Änderung auf internationaler Ebene gibt es bereits. Das Mindestteilnahmealter an den Weltcups lag bisher bei 16 Jahren. Ab 2025 dürfen nur noch Athletinnen und Athleten ab 17 Jahren starten.