In chinesischen Wuxi ist es Donnerstagabend 21.50 Uhr. Als BLICK Max Heinzer am Draht hat und ihm stellvertretend zum eben errungenen Weltmeistertitel gratuliert, sind die Emotionen auch im 8912 Kilometer entfernten Zürich zu spüren.
«Es ist ein wunderbares Gefühl», beschreibt Heinzer seinen Zustand. «Bereits morgens um 4 Uhr fährt der Bus uns vom Hotel zum Flugplatz. Schlafen können wir dann im Flugzeug. Bis zur Abfahrt wird jetzt erst einmal ein paar Stunden gefeiert.»
Tag der Rache
Den Schweizer Degen-Männern ist ein grosser Coup gelungen. «Weltmeister zu werden, ist schwieriger als Olympiasieger», sagt Heinzer. «Bei Olympia sind nur acht Teams dabei, bei einer WM sind es 32.» Und die vier Schweizer Musketiere haben wahrlich alles weggeputzt, was in der Fechtwelt Rang und Namen hat.
«Im Viertelfinal haben wir uns an Italien revanchiert, das 2016 in Rio unseren Olympiatraum zerstört hatte. Im Halbfinal waren es die Franzosen, die uns 2017 im letzten Moment den WM-Titel geklaut haben. In meinem ersten Gefecht habe ich mich dabei an dem Franzosen gerächt, der mich in der ersten Runde des Einzel-Wettkampfs rausgeworfen hatte.»
Tokio 2020 im Visier
Die Schweizer Degen-Helden haben auf dem Weg zum WM-Gold aber auch mit ihren Mix aus Routine (Steffen und Heinzer) und «Jugend» (Niggeler und Malcotti) clever gepokert. «Weil Beni Steffen seinen ersten südkoreanischen Finalgegner nicht besonders liebt, hat er den Platz unserem Ersatzmann Lucas Malcotti freigemacht. Lucas hat sein Startgefecht prompt 5:4 gewonnen. Das war der Schlüssel zu unserem WM-Gold.»
Nicht nur Max Heinzer ist vom Generationen-Mix im Degen-Team begeistert. «Diese Stimmung und diesen Team-Spirit wollen wir jetzt bis Olympia 2020 in Tokio weiterziehen.» Auf dem Weg bis zu diesem Fernziel sei das WM-Gold aber schon einmal ein Lohn für die Jahre lange harte Arbeit. Und auch Motivation für die beiden «Oldies» Steffen und Heiner, weiterzumachen.