Das Trikot des ECD Iserlohn aus dem Jahr 1987, es ist heute Teil des deutschen Sport- und Olympia-Museums. Abgelegt unter der Inventarnummer 11/126. «Das Grüne Buch», steht gross als Werbung vorne drauf. Klingt auf den ersten Blick unspektakulär und unverdächtig. Ist es aber nicht, denn der Autor dieses Werks heisst Muammar al-Gaddafi († 2011)!
Doch wie kam es dazu, dass das Buch des einstigen Staatsoberhaupts Libyens und eines der grössten Diktatoren der Weltgeschichte auf dem Trikot eines deutschen Eishockeyklubs landete? Wie so oft ging es ums … Geld. 1,5 Millionen D-Mark erhielt Iserlohn für die Werbung. Dies sagte damals zumindest deren Vorsitzender, der Bauunternehmer Heinz Weifenbach.
So kam es, dass der ECD am 4. Dezember 1987 in diesen Trikots auflief. Die Empörung darüber, sie war gross. Der damalige Bundestrainer Xaver Unsinn sagte: «Der Sport darf nicht dazu da sein, kriminelle Elemente und den Terrorismus zu unterstützen.» Selbst die «New York Times» berichtete über das Spiel.
Die Worte wurden erhört. Beim nächsten Spiel liefen die Nordrhein-Westfalen bereits nicht mehr mit der Gaddafi-Werbung auf. Und was sagte Weifenbach, der den Deal eingefädelt hatte, damals zu seiner Verteidigung? Die ganze Sache sei «unpolitisch» zu bewerten und Gaddafi nur «ein Schriftsteller».
Dank Bin Laden zum WM-Titel?
Umstrittene Werbung gab es aber schon früher. So zum Beispiel Ende der 70er-Jahre. Da stand auf den Formel-1-Boliden der beiden Williams-Piloten Clay Regazzoni und Alan Jones «Bin Laden». Zugegeben, damals wusste man noch nicht, welche Schreckensherrschaft dieser Name dereinst verbreiten würde. Auch bei Williams war damals die Kohle knapp. Die Geldgeber aus Saudi-Arabien waren da höchst willkommen. Und so kam es, dass Williams für die Albilad-Hotelkette warb, deren Besitzer Mohammed Bin Laden war, der Vater des späteren Terroristen Osama.
Den Geldgebern sei Dank feierte Williams 1980 mit Jones den ersten Fahrer-WM-Titel ihrer Geschichte.
Trotz Abba kein Hit
Mit einer speziellen Werbung versehen startete in der Formel 1 auch das deutsche Team ATS. 1981 stand auf deren Boliden auf einmal Abba auf den Seitenkästen. Zu verdanken hatten sie das Slim Borgudd. Der Schwede war Rennfahrer für ATS und Schlagzeuger. Als solcher arbeitete er unter anderem als Studiomusiker für die legendäre Popband.
Doch während Abba zur Weltspitze zählte, war der ATS kein Hit. Nur Rang 13 in der Konstrukteurs-WM. Mit einem mickrigen Pünktchen. Rang 6 von Borgudd in Silverstone war nicht mehr als ein One-Hit-Wonder.
Die (Ver-)Hüter der Moral
Ein paar Punkte mehr gewann der FC 08 Homburg in der Bundesliga-Saison 1987/88. Trotz Abstieg sorgten sie damals für reichlich Schlagzeilen, denn der saarländische Klub warb auf seinen Trikots für den Kondomhersteller London.
Dies rief sogleich die Sittenwächter des Deutschen Fussballbunds auf den Plan. Dieser gab mächtig Gummi gegen den ungeliebten Leibchensponsor und sah sich als (Ver-)Hüter der Moral. Der DFB verhängte eine Geldstrafe und drohte mit einem saftigen Punkteabzug. Deshalb liefen die Homburger fortan mit schwarz übergeklebter Werbung auf.
Der Schuss des DFB ging nach hinten los. Sie verloren den Rechtsstreit vor dem Landesgericht Frankfurt, und der Kondomhersteller rieb sich die Hände ob der riesigen «Gratis»-Werbung.