Der äthiopische Olympiaheld Haile Gebrselassie (48) war nie um ein politisches Statement verlegen. Der Langstreckenläufer, der zweimal Gold an Olympischen Spielen gewann, hielt bei seinen Zieleinläufen jeweils die gekreuzten Handgelenke in die Luft, um weltweit auf das harte Vorgehen gegen Demonstranten aufmerksam zu machen. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter.
Seit einem Jahr toben im Vielvölkerstaat Äthiopien Kämpfe, der Staat droht zu zerfallen.
Hintergrund: Als im Jahr 2018 Regierungschef Abiy Ahmed (45) an die Macht kam, versprach er, Äthiopien zu reformieren. Dies brachte mit sich, dass die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) entmachtet wurde, die das Land 25 Jahre lang beherrschte. Das führte zu grossen Spannungen. Diese entluden sich im Herbst 2020. Dazumal griff die TPLF eine Militärbasis an. Die Regierung reagierte mit eine Militäroffensive. Die Situation eskalierte.
Existenz des Landes in Gefahr
Der Krieg führte zu einer massiven humanitären Krise, die Tausende von Todesopfern forderte, Millionen von Menschen aus ihren Häusern vertrieb und mehrere Hunderttausend Menschen unter hungerähnlichen Bedingungen leben liess.
Gebrselassie, der 27 Langstreckenrekorde gebrochen hat, will nicht mehr länger nur zusehen. Der Äthiopier sieht die Existenz seines Landes in Gefahr und greift nun selbst zu den Waffen, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters» erzählt.
Auf die Frage, welche Rolle er im Krieg bereit sei, zu spielen, meinte er: «Sie erwarten, dass ich sage, bis auf den Tod? Ja, das ist der ultimative Preis, den man in einem Krieg zahlen muss.» (nab)