Wie war es, erstmals nach 75 Tagen wieder in einem richtigen Bett zu schlafen?
Gabi Schenkel: Es war wirklich herrlich, endlich wieder in einem schön weichen Bett zu liegen! Noch schöner als das Schlafen war allerdings die erste Dusche.
Konnten Sie nach Ihren wochenlangen Kurz-Schlafschichten überhaupt schon wieder durchschlafen?
Nein, nicht wirklich. Am Nachmittag nach der Ankunft habe ich vier Stunden geschlafen, in der Nacht dann viereinhalb. Das Problem war, dass mir die Beine und Arme langsam richtig weh tun. Auch die Hände schmerzen sehr. Blasen habe ich zwar keine, aber ich kann kaum noch etwas greifen. Alle Sehnen und Muskel beginnen nun wegen der weggefallenen hohen Belastung, sich zusammenzuziehen, weil ich nicht mehr rudere.
Wie geht es Ihnen sonst körperlich?
Beim Gewicht habe ich nur 5,4 Kilo verloren, was für die Atlantic Challenge ein tiefer Wert ist. Aber das liegt wohl daran, dass ich schon am Start nicht wirklich viel auf den Rippen hatte.
Wie haben Sie die Einsamkeit auf dem Ozean bewältigt?
Man führt viele Selbstgespräche, singt viel, denkt viel nach, lässt vieles Revue passieren und entdeckt viel Neues an sich selber.
Gab es Momente, in denen Sie ans Aufgeben gedacht haben?
Nein! Das war nie eine Option. Ich habe jetzt nach der Ankunft mitbekommen, dass viele Leute nicht an mich glaubten. Sie dachten, ich würde das Rennen aufgeben. Aber ich habe es durchgezogen. Ich bin sehr stolz.
Sie wirken sogar ziemlich fit.
Auch das erstaunt viele Leute. Aber es hat sich ausbezahlt, dass ich jeden Tag strikt machte, was mein Körper braucht. Zum Beispiel, täglich die Hände und Füsse massieren.
Welcher Tag war der schlimmste?
Ich war mit defektem Autopilot südlich abgedriftet und in eine Kreisströmung geraten. Da wieder rauszukommen und auf den richtigen Kurs zu kommen, war der Horror. Ich musste 24 Stunden durchrudern, sonst hätte ich es nicht geschafft.
Auch in der Nacht vor der Zielankunft haben Sie keine Pause mehr gemacht.
Die letzten Meilen waren am schwersten. Es herrschte ein bei Antigua seltener Südostwind. Ich musste stark dagegen ankämpfen, sonst hätte ich den Zielhafen verpasst.
Sie sind eigentlich Ultra-Marathon-Läuferin und hatten extra für die Atlantic Challenge mit Rudern angefangen. Werden Sie jemals wieder ein Ruder in die Hand nehmen?
Ich denke schon! Ob ich mein Trainingsboot auf dem Zürichsee behalte, weiss ich noch nicht. Aber meinen Ergometer behalte ich sicher. Rudern ist ein super ganzheitliches Training.
Wie lange erholen Sie sich nun in der Karibik von den Strapazen?
Das Erholen hat noch gar nicht richtig begonnen. Ich hatte noch die Bootsinspektion durch die Rennleitung. Jetzt regnet es gerade wieder, auf dem Boot wird also alles wieder nass. Ich bleibe noch sicher bis nächste Woche am Donnerstag auf Antigua und kehre dann in die Schweiz zurück.
Was passiert eigentlich mit Ihrem Boot?
Das wird per Fracht nach Europa zurückgeschickt. Danach will ich es verkaufen. Bereits haben zwei Schweizerinnen ihr Interesse angemeldet, die beim Rennen mitmachen wollen.