Fechtstar und Papa tüfteln für Gold
Max und der einarmige Bandit

Degenfechter Max Heinzer (28) will in Rio eine Olympiamedaille holen. Bei der Vorbereitung leistet sein Papa dem Schwyzer Schützenhilfe.
Publiziert: 05.04.2016 um 21:07 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:50 Uhr
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Punktgenau: Max malträtiert den Fechtarm tausendfach mit seinen Angriffen.
Foto: Benjamin Soland
Carl Schönenberger (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Mama Monique, Papa Markus und ihr jüngster Sohn Max sitzen daheim in Immensee am grossen Wohnzimmertisch. Die Eltern erzählen von den Fecht-Anfängen: «Schon als kleine Buben haben Max und sein zwei Jahre ­älterer Bruder Michael immer Piraten gespielt.» Bis zu jenem Sonntag, als sie auf ihrem Spaziergang an einem Freiluft-Fechtturnier in Küssnacht vorbeigingen. «Das wollen wir auch», sagten die Buben und gingen fortan ins Fechttraining. Wie auch Max’ drei Jahre ältere Schwester Martina – und später sogar Mama und Papa.

Wo Max heute bei Turnieren antritt, gehört er zum Favoritenkreis. Papa Markus ist an dieser Entwicklung nicht unschuldig. Als Max sich vor Olympia in London die Bänder am Sprunggelenk verletzte, begann der Vater daheim im Keller zu tüfteln. Ein Phantom-Gegner musste her, damit Max mit dem verletzten Fuss sitzend trainieren konnte. Der Immenseer Dorfarzt bastelte einen Fechtarm eines imaginären Gegners, den er an einer Wand befestigte. «Bereits nach einem Tag war das Ding kaputt», sagt Papa Heinzer. «Zu wenig stabil.» Heute besteht der Fechtarm aus einem Edelstahlgerüst, ummantelt von robustem Isolationsmaterial vom Bau. Scharniere machen den Arm ­beweglich und in verschiedene Richtungen drehbar.

Wenn Heinzer heute regelmässig gegen den «strammen Max» übt, sind das intensive Trainingseinheiten. «Ich kann verschiedene Angriffsvarianten in hohem Rhythmus tausendfach üben», sagt der Olympiafechter. Auf den schnellen Füssen vor und zurück tänzelnd, stösst er mit seinem rechten Arm immer wieder blitzschnell und punktgenau zu. Nach wenigen Minuten kullern die Schweissperlen über sein Gesicht. Ein Schluck «Bullen-Saft» – und weiter gehts.

«Wir haben schon Anfragen von Spitzenfechtern aus dem Ausland bekommen, die unseren Fechtarm kaufen wollten», sagt sein Vater. «Aber den gibts erst, wenn ich ihn selbst nicht mehr brauche», kontert Max. «Dank diesem Arm kann ich nämlich auch trainieren, wenn meine Gegner schlafen.»

Und diesen Vorteil will Heinzer noch eine Weile nützen. «Ich möchte bis Olympia 2020 in Tokio weiterfechten», sagt er. Und erteilt seinem Tüftel-Vater dafür auch gleich einen Auftrag: «Statt dieses Arms will ich dann als Gegner eine bewegliche Ganzkörper-Puppe.»

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