Er ist aber kein Fussballer
Dieser Schweizer spielt für Bayern München

Nach Sutter, Sforza und Shaqiri hat Bayern München wieder einen Eidgenossen in seinen Reihen: Den Berner Schach-Profi Noël Studer (28). Ein Weihnachtsmärchen, passend zu seinem Vornamen.
Publiziert: 24.12.2017 um 19:44 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2024 um 15:59 Uhr
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Noël Studer ist Schach-Profi bei Bayern München.
Foto: Benjamin Soland

Es war einmal ... ein Jugendlicher namens Noël Studer. Er schwärmte von Mark van Bommel und Hasan Salihamidzic. Heute trägt er – wie einst seine Vorbilder – ebenfalls das offizielle Leibchen von Bayern München, denn Studer spielt in der Schachabteilung des deutschen Fussball-Rekordmeisters.

«Bayern München war meine grosse Jugendliebe», erzählt Studer, der früher selber Fussball gespielt hat. «Ein Traum, dass ich jetzt für sie spielen darf.» Sein Alltag in der Schach-Bundesliga hat mit dem der Fussballer aber wenig gemein. Mehr als 50 Zuschauer schauen sich die Heimspiele von Studer selten an, und während Lewandowski und Co. Millionen garnieren, erhält Studer bloss eine Spesenentschädigung.

Training im Keller

Des Geldes wegen wurde Studer nicht Schachspieler. Den Berner fasziniert die Unendlichkeit seiner Sportart. «Ich habe in meinem Leben schon über 10'000 Partien gespielt, doch jede ist wieder anders.» Zudem sei das Schachspiel eine Lehre fürs Leben. «Vieles, was ich beim Schach gelernt habe, kann man auch im Alltag gebrauchen. Man muss die Risiken abwägen, sich zwischen verschiedenen Sachen entscheiden und einen offenen Blick für alles haben.»

Auf dem Weg an die Spitze wird Studer von zwei Stiftungen unterstützt. Deshalb kann er sich auch den Privatcoach Josif Dorfman leisten, der einst zum Team des grossen Garri Kasparow gehört hat. Auf eigenen Beinen stehen könne er aber noch «lange nicht, ich bin weiterhin auf der Suche nach Sponsoren.»

Trotz eigenem Trainer – den Grossteil seines Sportleralltages ist Studer alleine. Bis zu sieben Stunden trainiert er täglich. Meist im Keller seines Elternhauses in Muri bei Bern. Mit Erfolg. Im April 2017 wurde der 21-Jährige als jüngster und erst siebter Schweizer aller Zeiten offiziell zum Grossmeister ernannt. Dies ist der höchste vom Weltschachverband verliehene Titel. Mittlerweile spielt Studer auch noch für den Schachklub Luzern und in Österreich für Royal Salzburg.

Schweisstreibender Job

Sein Engagement hatte seinen Preis. Weil er in den letzten Jahren nie richtig abgeschaltet und nie Ferien gemacht hat, bekam er körperliche Probleme und musste in den letzten Wochen kürzertreten. Auch deshalb arbeitet Studer mittlerweile mit einem Mentaltrainer zusammen. «Wie verarbeitet man Niederlagen? Wie geht man mit der Tatsache um, dass wegen eines einzigen blöden Zuges plötzlich alles vorbei sein kann?» Auf solche Fragen sucht er die Antworten.

Schach sei aber nicht bloss ein Denksport, betont Studer. Aussenstehende werfen ihm häufig an den Kopf, Schach habe doch mit Sport nichts zu tun. «Das stimmt nicht», entgegnet er. «Studien beweisen: Beim Schachspielen ist der Puls zeitweise genauso hoch wie bei einem Formel-1-Piloten. Zudem muss ich nach einer aufreibenden Partie auch unter die Dusche, weil ich so stark geschwitzt habe. Wie die Fussballer eben!» 

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