Es gebe keine Worte, um das zu beschreiben. «Hitze, Kälte, Tränen, Blut – eine Herausforderung. Für den Körper, für die Psyche», sagt Alan Roura. Vor dem Romand liegt die härteste Regatta der Welt, die Vendée Globe. Am Sonntag sticht er mit seinem 8,2 Tonnen schweren Boot, das vorigen Donnerstag von Belinda Bencic (19) getauft wurde, in Les Sables-d'Olonne an Frankreichs Westküste in See. Über 24'000 Seemeilen liegen vor ihm. Einmal rund um die Welt.
Mit 23 Jahren ist Roura der jüngste Teilnehmer aller Zeiten. «Das ist das Abenteuer meines Lebens», sagt der einzige Schweizer unter 29 Startenden. Seine Liebe zum Meer wird ihm quasi in die Wiege gelegt. Als er acht Jahre alt ist, bricht er mit seinen Eltern zu einer Weltumsegelung auf – sie endet erst nach zwölf Jahren. «Das Meer bedeutet Freiheit, die du sonst nirgendwo findest», sagt er. Zur Schule gegangen ist er nie, geträumt hat er nur vom Meer.
Der Jüngste startet mit einem der ältesten Boote. «Seit einem Jahr haben wir täglich 15 bis 20 Stunden daran gearbeitet», sagt Roura. Mit 370'000 Fr. Budget gehört er zu den Armen im Feld. Sieganwärter sollen über rund neun Millionen verfügen.
Trotzdem scheitert die Hälfte. Mastbrüche, zerfetzte Segel und Kenterungen gehören zur Tagesordnung. Ein Drittel des Rennens führt durchs eisige Südpolarmeer. Bei sieben Austragungen starben zwei Segler. Roura schläft auf einer Luftmatratze in einem vier Quadratmeter grossen Raum. Sein Todfeind ist der Schlafmangel. «Vier Stunden pro Tag, nie länger als zwanzig Minuten», sagt er.
Hilfe von aussen ist verboten, ebenso das Betreten von Land. Vom Start in Les Sables-d’Olonne geht es zum Kap der Guten Hoffnung, um Kap Leuwin, Kap Hoorn und zurück. «Man muss durchgeknallt sein. Wir riskieren jeden Tag unser Leben», sagt Roura. «Aber auf dem Meer tust du, was du willst. Keiner hindert dich, du zu sein.»
Rouras Ziel? Unter 100 Tagen um die Welt segeln und einen Konkurrenten schlagen!