Der Fall schockte vor 20 Jahren die Schweiz
Warum aus dem Waffenläufer Ebner ein Mörder wurde

Vor 20 Jahren bewegte der Fall Mischa Ebner die ganze Schweiz. Auch Rainer Luthe, der damals das psychiatrische Gutachten erstellt hat, lassen die Geschehnisse von damals bis heute nicht mehr los.
Publiziert: 20.11.2022 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2022 um 08:13 Uhr
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1998 gewann Mischa Ebner (r.) überraschend den legendären Frauenfelder Waffenlauf.
Foto: Keystone
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Daniel LeuStv. Sportchef

Wer verstehen möchte, wie aus dem Waffenläufer Mischa Ebner der Mörder Mischa Ebner wurde, der muss ins französische Dörfchen Spicheren fahren. Hier an der Grenze zum deutschen Saarland lebt Dr. med. Dr. jur. h.c. Rainer Luthe. Er hat vor 20 Jahren das psychiatrische Gutachten über Ebner erstellt.

Der emeritierte Professor für Psychiatrie und Neurologie wird im Dezember 90 Jahre alt. Luthe ist zwar nicht mehr richtig mobil und hört schlecht, im Kopf aber ist er noch ganz klar. «Telefonieren mit mir ist mittlerweile unmöglich. Wenn Sie mit mir reden möchten, müssen Sie nach Spicheren kommen», erklärte er im Vorfeld per Mail.

Wie Waffenläufer Mischa Ebner zum Mörder wurde
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TV-Spielfilm aus 2020:Wie Waffenläufer Mischa Ebner zum Mörder wurde

Jetzt sitzt er in der Wohnstube des Einfamilienhauses. An den Wänden hängen unzählige von ihm gemalte Bilder. Ebenfalls anwesend ist seine Frau Karin. Sie serviert Kaffee, Tee und Kuchen. Rainer Luthe sagt: «Der Fall Mischa Ebner lässt mich bis heute nicht mehr los. In den letzten beiden Jahrzehnten wurde mir einiges klar, was ich damals in meiner Funktion als Gutachter noch nicht wissen konnte.»

Warum machen wir das?

Die Geschichte von Mischa Ebner nimmt einen mit. Was in der Fiktion – beim Krimilesen oder Serienschauen – nicht selten passiert, findet hier plötzlich in der Realität statt: Man entwickelt als Leser oder Leserin Mitgefühl mit einem Mörder. Ein mulmiges, ungutes Gefühl.

Sind wir vom Blick die Ebner-Versteher? Wollen wir, dass du Verständnis aufbringst für Ebner? Nein.

In der Geschichte unseres Journalisten Daniel Leu geht es um den Täter Mischa Ebner, ein Sportler, ein ehemaliger Waffenläufer. Wichtig: Was du hier liest, ist eine Erklärung und keine Entschuldigung für all die schrecklichen Dinge, die Mischa Ebner getan hat.

Rainer Luthe, der damals das psychiatrische Gutachten erstellt hat, erklärt, wie Ebner zum Mörder wurde. Er gibt uns Einblick in die Wesenszüge einer kranken Person. Eine Person mit komplexer Vergangenheit, die Liebe suchte und sich am Ende das Leben nahm.

Wir haben Personen aus dem Opferumfeld Ebners kontaktiert, sprechen wollte niemand mit uns.

Warum publizieren wir das Gespräch mit Rainer Luthe? Wir sind der Meinung, dass diese Geschichte zulässig ist, da der Fall Mischa Ebner die Schweiz bewegt hat und bis heute Fragen offen sind, auch weil die Akten für immer unter Verschluss gehalten werden sollen.

Steffi Buchli, Chefredaktorin Sport

Die Geschichte von Mischa Ebner nimmt einen mit. Was in der Fiktion – beim Krimilesen oder Serienschauen – nicht selten passiert, findet hier plötzlich in der Realität statt: Man entwickelt als Leser oder Leserin Mitgefühl mit einem Mörder. Ein mulmiges, ungutes Gefühl.

Sind wir vom Blick die Ebner-Versteher? Wollen wir, dass du Verständnis aufbringst für Ebner? Nein.

In der Geschichte unseres Journalisten Daniel Leu geht es um den Täter Mischa Ebner, ein Sportler, ein ehemaliger Waffenläufer. Wichtig: Was du hier liest, ist eine Erklärung und keine Entschuldigung für all die schrecklichen Dinge, die Mischa Ebner getan hat.

Rainer Luthe, der damals das psychiatrische Gutachten erstellt hat, erklärt, wie Ebner zum Mörder wurde. Er gibt uns Einblick in die Wesenszüge einer kranken Person. Eine Person mit komplexer Vergangenheit, die Liebe suchte und sich am Ende das Leben nahm.

Wir haben Personen aus dem Opferumfeld Ebners kontaktiert, sprechen wollte niemand mit uns.

Warum publizieren wir das Gespräch mit Rainer Luthe? Wir sind der Meinung, dass diese Geschichte zulässig ist, da der Fall Mischa Ebner die Schweiz bewegt hat und bis heute Fragen offen sind, auch weil die Akten für immer unter Verschluss gehalten werden sollen.

Steffi Buchli, Chefredaktorin Sport

Herr Luthe, warum ist der Fall Mischa Ebner so einzigartig?
Rainer Luthe: Weil dieser Fall so extrem, so selten und so interessant war. Allein wie er geendet hat. Ebner hat sich in einer Gemeinschaftszelle in Anwesenheit eines anderen Mannes umgebracht. So etwas habe ich in meiner beruflichen Laufbahn kein zweites Mal erlebt oder gehört. Und Ebner war nicht nur ein Täter, er war auch ein Opfer. Ein Opfer des Lebens und der Gesellschaftsordnung.

Vor 20 Jahren hat Mischa Ebner die Schweiz in Angst und Bangen versetzt. In der Nacht auf den Nationalfeiertag 2002 attackiert er in Bern-Bümpliz und Niederwangen zwei Frauen innerhalb von wenigen Stunden mit einem Messer. Dabei wird eine 23-Jährige schwer verletzt, und eine 20-Jährige stirbt.

In den Medien wird der unbekannte Täter der «Mitternachtsmörder» genannt. Frauen erklären, dass sie sich abends nicht mehr allein aus dem Haus getrauen. Nach gefühlt endlos langen 20 Tagen vermeldet die Polizei: Der Täter ist gefasst. Es handelt sich um den 27-jährigen erfolgreichen Waffenläufer Mischa Ebner.

Seine Arbeitskollegen, seine Familie, seine Verlobte – sie alle sind geschockt und können sich nicht erklären, dass «ihr» Mischa die Taten begangen haben soll. Ebner kommt in Untersuchungshaft. Dort besucht ihn Luthe zweimal während mehreren Stunden.

Die Chronologie

1. August 2002
In der Nacht zum Nationalfeiertag werden in Bern-Bümpliz und Niederwangen zwei Frauen mit einem Messer attackiert. Dabei wird eine 23-Jährige schwer verletzt und eine 20-Jährige stirbt.

8. August 2002
Die Polizei gibt bekannt, dass der Täter an drei unterschiedlichen Orten persönliche Gegenstände des getöteten Opfers hinterlegt hat.

14. August 2002
Die Polizei geht mit einem Phantombild an die Öffentlichkeit. Gesucht wird ein 1,80 Meter grosser Mann mit einem markanten Kinn, schmaler Nase und dünner Lippe. Als Belohnung setzt die Polizei 10’000 Franken aus.

20. August 2002
Nach 20 Tagen hat die Ungewissheit endlich ein Ende. Die Polizei fasst den Mitternachtsmörder: den 27-jährigen Waffenläufer Mischa Ebner.

17. September 2002
Immer mehr Details kommen ans Licht der Öffentlichkeit. Ebner soll in den letzten eineinhalb Jahren gegen 30 Taten an Frauen begangen haben.

13. November 2002
In einem Interview mit dem Sportmagazin sagt Ebner: «Ich sehe durch Gitterstäbe hindurch und realisiere, wie ich mir mein Leben verbaut habe.»

24. November 2002
Mischa Ebner ist tot. Er hat sich in seiner Zelle im Regionalgefängnis Thun erhängt.

28. November 2002
Die Untersuchungsbehörden geben bekannt, dass es nach Ebners Tod «mangels Prozessvoraussetzung» keinen Prozess geben wird.

21. Juli 2003
Das Verfahren gegen Ebner wird aufgehoben, erklärt die zuständige Untersuchungsrichterin. Die Akten sollen für immer geschlossen werden.

1. August 2002
In der Nacht zum Nationalfeiertag werden in Bern-Bümpliz und Niederwangen zwei Frauen mit einem Messer attackiert. Dabei wird eine 23-Jährige schwer verletzt und eine 20-Jährige stirbt.

8. August 2002
Die Polizei gibt bekannt, dass der Täter an drei unterschiedlichen Orten persönliche Gegenstände des getöteten Opfers hinterlegt hat.

14. August 2002
Die Polizei geht mit einem Phantombild an die Öffentlichkeit. Gesucht wird ein 1,80 Meter grosser Mann mit einem markanten Kinn, schmaler Nase und dünner Lippe. Als Belohnung setzt die Polizei 10’000 Franken aus.

20. August 2002
Nach 20 Tagen hat die Ungewissheit endlich ein Ende. Die Polizei fasst den Mitternachtsmörder: den 27-jährigen Waffenläufer Mischa Ebner.

17. September 2002
Immer mehr Details kommen ans Licht der Öffentlichkeit. Ebner soll in den letzten eineinhalb Jahren gegen 30 Taten an Frauen begangen haben.

13. November 2002
In einem Interview mit dem Sportmagazin sagt Ebner: «Ich sehe durch Gitterstäbe hindurch und realisiere, wie ich mir mein Leben verbaut habe.»

24. November 2002
Mischa Ebner ist tot. Er hat sich in seiner Zelle im Regionalgefängnis Thun erhängt.

28. November 2002
Die Untersuchungsbehörden geben bekannt, dass es nach Ebners Tod «mangels Prozessvoraussetzung» keinen Prozess geben wird.

21. Juli 2003
Das Verfahren gegen Ebner wird aufgehoben, erklärt die zuständige Untersuchungsrichterin. Die Akten sollen für immer geschlossen werden.

Herr Luthe, können Sie sich noch an die erste Begegnung mit Mischa Ebner erinnern?
Er wirkte äusserst kühl und unemotional, als ginge ihn das Ganze gar nichts an. Das passte zu dem Raum, in dem wir sassen.

Wie meinen Sie das?
Es war ein überbelichtetes Untersuchungszimmer. Es war von allen Seiten hell und gab keine Schatten. In diesem Raum sass er mir allein gegenüber. Nur er und ich, ich und er. Dieses gnadenlose Licht ohne Wärme, das hat sogar mich gestört.

Wie hat sich Ebner Ihnen gegenüber verhalten?
Er hat sich weder engagiert noch aufgelehnt. Er war völlig ohne Emotionen und irgendwie neugierig, ob dieser Zustand, in dem er war, durch mich beendet werden kann. Zu Beginn wusste ich noch nicht, was sein Problem war. Ich fand erst im Gespräch heraus, dass es um die ersten Lebensjahre von Ebner ging.

Was man über die ersten Lebensjahre von Mischa und seinem zwei Jahre älteren Bruder Alex weiss, ist traurig. Seine leibliche Mutter war völlig überfordert, hat die Kinder abgestossen und soll zeitweise im Rotlichtmilieu gearbeitet haben, sein leiblicher Vater soll gar entmündigt worden sein.

Mischa und Alex kommen deshalb in ein Heim. Sie hinken der normalen Entwicklung deutlich hinterher. Auch als Vierjähriger kann Mischa kaum laufen und reden. In der Zeit werden die zwei adoptiert. Sie wachsen im Thurgau in ihrer neuen Familie auf. In einer Familie, in der sie geliebt werden. Doch offenbar kann das Unheil bereits jetzt nicht mehr aufgehalten werden.

Herr Luthe, warum haben Mischa Ebner seine ersten vier Lebensjahre derart negativ geprägt?
Der Mensch kommt als unbeschriebenes Kind auf die Welt. Er ist unvollkommen und beginnt dann zu denken und zu suchen, damit er sich vollenden kann, damit er seine Persönlichkeit finden kann. Es gibt ja verschiedene Typen, zum Beispiel den des Sammlers oder den des Jägers. Ebner war der Typ des Suchers. Das war sein Grundproblem. 99,9 Prozent der Sucher wissen, was sie suchen. Ebner hat zwar gesucht, er wusste aber gar nicht, was er suchen soll. Daran ist er verzweifelt.

Ist das typisch für Kinder, die in Heimen lebten?
Nein, man kann ihn zum Beispiel nicht mit Waisenkindern vergleichen. Die haben ihre Eltern verloren, Mischa Ebner aber wurde von seinen Eltern abgestossen. Das geht viel tiefer rein.

Welchen Halt gab ihm sein älterer Bruder?
Die zwei waren im Heim unzertrennlich. Sie schlangen ihre Körper ineinander und bildeten beim Fernsehschauen zusammen eine Kugel. Essen, aufs Klo gehen – die haben alles gemeinsam gemacht. Wenn man versucht hatte, sie zu trennen, reagierten sie darauf panisch.

Gegen aussen aber wirkt Mischa Ebner später wie ein erfolgreicher, gut aussehender junger Mann. Er macht eine Lehre als Koch und wird Waffenläufer. 1997 nimmt er zum ersten Mal am Frauenfelder teil und wird auf Anhieb gleich Achter.

Ein Jahr später siegt er gar, doch drei Tage danach bringt sich sein Bruder Alex, der ihn während des Frauenfelders mit dem Rad begleitet hatte, um.

Trotzdem scheint Ebner auf den ersten Blick sein Leben im Griff zu haben. Er zügelt in den Kanton Bern, tritt dort dem Laufverein Burgdorf bei, gewinnt den Frauenfelder noch ein weiteres Mal und ist überall beliebt.

Herr Luthe, ist es Zufall, dass Ebner im Sport so erfolgreich war?
Ebner war innerlich unruhig, weil er eben ein Sucher war. Wie wird man diese innere Unruhe los? Indem man rennt. Das tat er. Und wie! Deshalb waren auch all seine Trainer von ihm begeistert.

Warum haben ihn dann die sportlichen Erfolge nicht glücklich gemacht?
Auch die Erfolge haben ihn frustriert, weil sie eben nicht dazu geführt haben, dass er gefunden hatte, wonach er gesucht hatte. Das hat ihn noch mehr frustriert.

Was in der Zeit noch niemand wissen kann. Ebner verübt erste, eher harmlose Straftaten. Es beginnt mit Handtaschen-Diebstählen. Die Opfer? Immer Frauen.

Herr Luthe, warum waren all die Opfer Frauen?
Eines vorne weg: Da war nichts Sexuelles dabei. Weil sich seine leibliche Mutter nie um ihn gekümmert und nicht mit ihm geredet hat, waren all seine Opfer Frauen, denn durch seine ersten Lebensjahre hat er eine Wut auf die Frauen gekriegt. Er hat sich bei den Handtaschen-Diebstählen nie für den Inhalt interessiert. Einmal hat er sogar mit dem gestohlenen Handy eines seiner Opfer angerufen. Er wollte sein Bedürfnis, mit den Frauen zu reden, stillen. Er wollte im Grunde genommen fragen, ob sie ihn gern haben. Und er hatte sich gewünscht, dass sie darauf Ja sagten.

Die Frauen aber reagierten panisch und rannten von ihm weg.
Das waren ja logische Reaktionen. Die Frauen waren jeweils total verwirrt und hatten Angst. Einmal ist Ebner einer Frau mitten in der Nacht bis zur Endstation der Tramlinie gefolgt. Dort sagte er ihr, dass er mit ihr reden möchte. Sie ist dann natürlich auch davongerannt, was ihn noch mehr geärgert hat. Ein anderes Mal ist er einer Kollegin bis nach Wien mit dem Zug nachgefahren.

Führte dieser Ärger schlussendlich dazu, dass er zum Mörder wurde?
Diese Serie war eine einzige Steigerung, die Gewaltanwendungen wurden immer grösser, weil sein Frust immer grösser wurde, weil er mit seinem Wunsch, mit den Frauen ins Gespräch zu kommen, keinen Erfolg hatte. Schlussendlich hat er die Opfer für seine Wut verantwortlich gemacht.

War die Frau, die er getötet hat, ein reines Zufallsopfer?
Ja, er war nicht auf die konkrete Frau wütend, das waren ja anonyme Beziehungen. Sie war eine reine Repräsentation.

Was glauben Sie – hatte er in jener Nacht den Plan, eine Frau zu töten?
Das glaube ich nicht. Er hat es aber in Kauf genommen.

Das Unglaubliche daran: Während die ganze Schweiz danach den Mitternachtsmörder sucht, geht Ebner seinem geregelten Leben nach. Er arbeitet weiterhin als Koch, er nimmt in Langenthal und Aarau an Langstreckenläufen teil, er führt mit seiner Verlobten eine vermeintlich erfüllte Beziehung.

Gleichzeitig nimmt er Kontakt mit der Polizei auf. Als diese ein Phantombild von ihm veröffentlicht, schreibt er der Polizei einen handgeschriebenen Brief. Darin soll er sich auch über den unreinen Teint auf dem Phantombild beschwert haben.

Herr Luthe, hat Ebner seine eigene Verhaftung provoziert?
Das kann schon sein. Er hat sich wohl erhofft, dass er vielleicht von der Polizei Hilfe bekommt. Und möglicherweise hat er von sich selber Angst bekommen und dachte, im Gefängnis sei er sicher.

Dem war aber auch nicht so.
Die wussten im Gefängnis auch nicht, was sie mit ihm machen sollten. Er selbst hat sich damals als Monster bezeichnet. Es gilt die Faustregel: Was der Mensch wirklich will, können ihm keine 1000 Engelszungen ausreden. Und das, was er nicht will, können ihm auch keine 1000 Engelszungen einreden.

Wie hätte man das tragische Ende verhindern können?
Ich befürchte gar nicht.

Als Ebner in Untersuchungshaft sitzt, gibt er dem «Sportmagazin» ein schriftliches Interview. Er erzählt darin, was ihm der Waffenlauf bedeutet hat. «Ich war sehr ausgefüllt mit meinem Sport. Und trotzdem nicht richtig glücklich.»

Über seine Taten sagt er: «Ich bedaure sehr, was passiert ist. Gern würde ich es ungeschehen machen. Aber das ist leider unmöglich. Es ist schwierig, mich selber zu verstehen und diese Situation auszuhalten. Es gibt keine Entschuldigung für das, was geschehen ist. Weder der Einzelsport noch die Arbeitszeiten oder die Einsamkeit, in der ich oft gelebt habe, sind verantwortlich für das, was geschehen ist. Die Verantwortung trage ich allein als Mensch, und auch ich allein muss dafür geradestehen. So hart das auch ist.»

Am 24. November 2002 endet das Leben von Mischa Ebner. Er bringt sich in einer Gemeinschaftszelle, während ein anderer Insasse schläft, um.

Das Gespräch mit Rainer Luthe dauert mittlerweile schon über zwei Stunden. Den Tee und den Butterkuchen, die seine Frau serviert hat, hat er nicht angerührt. Man spürt: Der Fall Mischa Ebner lässt den 89-Jährigen wirklich bis heute nicht mehr los.

Herr Luthe, eine letzte Frage: Angenommen, das getötete Opfer hätte Ebner einfach in den Arm genommen, hätte sie dann überlebt?
Das wäre durchaus möglich, denn dann hätte er endlich bekommen, wonach er gesucht hat: Liebe.

Hier findest du Hilfe

• Die Dargebotene Hand, Telefon 143 und Onlineberatung, Schweigepflicht; anonym und kostenlos, www.143.ch
• Klartext (Anlaufstelle für Fragen rund um den Suizid): erstes Beratungsgespräch kostenlos; 079 450 91 68
• Hausarzt oder Psychiater

• Die Dargebotene Hand, Telefon 143 und Onlineberatung, Schweigepflicht; anonym und kostenlos, www.143.ch
• Klartext (Anlaufstelle für Fragen rund um den Suizid): erstes Beratungsgespräch kostenlos; 079 450 91 68
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