Darts-WM-Pionierin Sherrock
«Der Hass macht mich stärker»

Darts-Profi Fallon Sherrock über ihre stürmischen WM-Tage, Internet-Trolle und darüber, wie es ist, wenn der eigene Gegner ausgebuht wird.
Publiziert: 11.02.2020 um 19:18 Uhr
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Aktualisiert: 25.02.2020 um 09:24 Uhr
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Fallon Sherrock war eine der grossen Figuren der letzten Darts-WM.
Foto: imago images/Beautiful Sports

Sie ist die erste Frau, die an einer Darts-WM jemals eine Partie gewonnen hat: Fallon Sherrock (25) eroberte im Dezember 2019 die Sportwelt im Sturm. Als Aussenseiterin ins Turnier gegangen, eliminierte die Britin gleich zwei männliche Gegner. Zum ersten Mal gabs öffentliche Anerkennung für die alleinerziehende Mutter eines autistischen Sohnes.

Bis dato war eher eine andere Reaktion üblich für ihre Auftritte: Spott und Hass. Eine Frau, behauptet manch ein Online-Kommentator, habe als Darts-Profi nichts auf höchstem Level verloren. Andere machten sich über ihr Äusseres lustig. Sherrock im «Guardian» über ihren Umgang mit den Internet-Trollen: «Jedes bisschen Hass treibt mich an, mich noch mehr anzustrengen und ihnen zu zeigen, dass sie nicht recht haben.» Die 25-Jährige glaubt, dank der Pöbler und Kritiker besser geworden zu sein. «Der Hass hat mich stärker gemacht. Ich weiss nicht, ob ich so stark wäre, wenn ich nicht all diesen Hass abbekommen würde. Ich habe den Hass gebraucht, um entschlossener zu werden.»

«Solche Dinge passieren Leuten wie mir nicht»

Bei der WM im Winter dann schliesslich der grosse Durchbruch. Die Welt wird auf Sherrock aufmerksam. So ganz fassen konnte sie es damals nicht. «Als Billie Jean King mir geschrieben hat, habe ich mir gedacht: ‹Wow, diese beeindruckende Persönlichkeit hat mich tatsächlich kontaktiert.› Ich bin einfach ein normales Mädchen aus Milton Keynes. Solche Dinge passieren Leuten wie mir nicht. Und dann hat sich Schauspielerin Sarah Jessica Parker gemeldet. Ich habe früher ‹Sex and the City› geguckt, das war für mich eine Riesensache. Ich musste mir sagen: Fallon, lass dich davon nicht all zu sehr ablenken. Leg es zur Seite, du kannst später zurückkommen und es dir anschauen. Ich habe mich darauf konzentriert, was ich zu tun hatte.»

Während des Wettkampfs im legendären Ally Pally hatte Sherrock irgendwann fast Mitleid mit ihren Gegnern, derart klar war das Publikum jeweils auf ihrer Seite. Zum Beispiel im Zweitrunden-Match gegen Mensur Suljovic. «Es war hart für ihn, sie haben ihn ziemlich ausgebuht», sagt sie, die mittlerweile auf der PDC-Profitour spielt. «Das fand ich nicht fair. Aber vielleicht würde es helfen, wenn mehr Frauen bei den grossen Turnieren eingeladen würden. Dann wäre es nichts besonderes mehr. Ich will angefeuert werden, weil ich gut bin, nicht weil ich eine exotische Aussenseiterin bin.»

Für Sherrock läufts mittlerweile nicht schlecht. Zuletzt spielte sie in Deutschland bei einem Promi-Turnier an der Seite von Ex-Fussballstar Luca Toni.

Dabei ist längst nicht alles nur Glamour in der Welt der Britin. Das Leben als alleinerziehende Mutter von Rory, ihrem autistischen Sohn, sei nicht leicht. «Es ist sehr schwierig. Aber ich bekomme gute Unterstützung von der Familie und wir haben einen Rhythmus gefunden, der für ihn funktioniert. Wir mussten uns anpassen, seit ich Profi bin. Unter der Woche bin ich zuhause, dann passe ich auf ihn auf. Und am Wochenende muss ich spielen, dann ist er bei Oma.»

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