Stell dir vor, du gewinnst an einer EM acht Medaillen und wirst in den Sozialen Medien danach nicht nur gefeiert, sondern auch aufs Übelste beleidigt. Genau das ist der italienischen Synchronschwimmerin Linda Cerruti (28) nach sechsmal Silber und zweimal Bronze an den Titelkämpfen in Rom passiert.
Die Italienerin gehört aktuell zu den Besten ihres Fachs. Das hat sie an der Heim-EM eindrucksvoll bewiesen. Aus Stolz und voller Freude lädt Cerruti ein Bild von sich mit ihren acht Medaillen auf Instagram und Facebook. Darauf ist sie ausserhalb des Wassers zu sehen, wie sie eine für ihren Sport typische und kunstvolle Figur darstellt. An ihren Beinen hängen die acht Medaillen. 2018 hatte sie schon einmal ein ähnliches Bild gemacht. Damals kam sie aus Glasgow mit sieben EM-Medaillen zurück.
Womit sie diesmal nicht gerechnet hat, ist, was danach geschieht. Zahlreiche italienische Medien nehmen das aktuelle Bild auf und publizieren es auf ihren Kanälen. Unter den Posts wird fleissig kommentiert. Doch es sind bei weitem nicht nur Gratulationen. Plattformübergreifend folgt ein sexistischer Kommentar auf den nächsten.
«Es tut mir wirklich im Herzen weh»
Zunächst zeigt sich Cerruti davon unbeeindruckt. Doch nach «zwei Tagen des Schweigens, habe ich mich dazu entschieden, trotzdem zu reagieren», beginnt die 28-Jährige einen langen Post. «Heute Vormittag schickt mir eine Freundin einen Link zu diesen Beiträgen. Ich öffne ihn und bin fassungslos und angewidert von den unangemessenen, sexistischen und vulgären Kommentaren.»
Cerruti fährt fort. «Nach mehr als zwanzig Jahren Training und Aufopferung bin ich von all dem beschämt. Es tut mir wirklich im Herzen weh. Sind ein Hintern und zwei Beine wirklich das, was von meinem Erfolg übrig bleibt?»
Ihren Instagram-Beitrag beendet Cerruti, in dem sie «all jenen dankt, die sich von diesen Kommentaren distanzieren und das Foto als das würdigen, was es ist: das Bild einer Kunstschwimmerin, die stolz auf ihre Leistungen ist». (cef)