Der Super10Kampf im Hallenstadion ist zwar das Event-Aushängeschild der Schweizer Sporthilfe, doch das Scheinwerferlicht überlassen die Bosse lieber den Aktivsportlern. Bevor es am Traditionsanlass mit Spiel und Spass vor 12’000 Zuschauern rund geht, verkünden Bernhard Heusler (60) und Urs Wietlisbach (63) Bedeutsames für die Zukunft lieber im kleinen Kreis. Das Duo bleibt als Co-Präsidenten-Gespann der Sporthilfe weitere vier Jahre an Bord. Auch Geschäftsführer Steve Schennach (59) macht weiter.
Konstanz an der Spitze der Stiftung. Bei ihrer Arbeit hingegen wollen die Bosse nichts von Konstanz wissen. Heusler und Wietlisbach haben in ihren fünf Amtsjahren die Geldbeschaffung auf ein neues Niveau gehoben, die im letzten Jahr ausbezahlten 10 Mio. Franken bedeuten Rekord in der 54-jährigen Geschichte.
Bis 2030 soll die Ausschüttung auf 20 Millionen steigen
Und das Trio verkündet am Freitag klipp und klar: Das soll nicht das Ende der Fahnenstange sein. Bis ins Jahr 2030 soll der Nachwuchsbereich statt jetzt 1 Million dann 5 Millionen bekommen, der Elitebereich statt jetzt 10 neu 15 Millionen, die direkt an die Athletinnen und Athleten ausbezahlt werden. Heusler: «Wenn es eine Olympia-Medaille gibt, jubeln wir alle mit. Aber was dahinter alles passiert, sehen die wenigsten. Unsere Aufgabe ist es, auf diesem harten Weg zu helfen, ohne uns in den Vordergrund zu stellen.»
In den fünf Heusler/Wietlisbach-Jahren wurden rund 46 Mio. an die Athletinnen und Athleten ausbezahlt. Das sind rund 15 Mio. mehr als in der Periode von 2014 bis 2019. Das, obwohl die Corona-Pandemie zwischenzeitlich vieles infrage stellte. Die Sporthilfe konnte sich ohne Staatshilfe durch die Krise hangeln. «Auch, weil Urs mit einer sehr grosszügigen Spende aushalf», schildert Geschäftsführer Schennach. Für die Sportler gabs keinen Corona-Einbruch. 5400 Athletinnen und Athleten wurden seit 2019 mit durchschnittlich 17'000 Franken unterstützt.
Für Wietlisbach gehts auch um eine Art Chancengleichheit. In Ländern wie Deutschland und Italien fördert der Staat mit Armee- und Polizei-Modellen den Spitzensport direkt. «In der Schweiz ist mit der ausgebauten Sportler-RS viel passiert. Aber die Sporthilfe ersetzt eigentlich die staatliche Hilfe, die es im Ausland gibt.»
Heusler und Wietlisbach wirbeln in ihrem Netzwerk
Die Sporthilfe-Kohle kommt einerseits von den Lotterien, Stiftungen wie der Sportförderung Schweiz und Spenden. Aber immer mehr auch von Sponsoren. Das ist der Bereich, in dem Heusler und Wietlisbach vor allem die Millionen jagen. Die Zahl der Unterstützer aus der Wirtschaft stieg von 16 auf 50.
Wie das der ehemalige FCB-Präsident und der Zuger Milliardär machen? Offenbar mit ihrem Netzwerk und ihrer Überzeugungskraft. Heusler ist oft für Referate bei Firmen unterwegs und erzählt beim Smalltalk danach gerne auch von der Sporthilfe. Wietlisbach weibelt in seinem Umfeld für den Circle-Club der Sporthilfe, wo vermögende Einzelpersonen auch mal sechsstellige Summen hinblättern. «Einen unserer grossen Unterstützer habe ich tatsächlich bei einem einzigen Nachtessen überzeugt», sagt er.
Doch der Milliardär versichert: Auch Kleinvieh macht Mist. Auch die breite Bevölkerung kann die Sporthilfe mit 20, 50 oder 100 Franken unterstützen. Dafür wurde das Label «Team Suisse» geschaffen. In Grossbritannien zum Beispiel prägt das «Team GB» während Olympia das Gemeinschaftsgefühl der ganzen Insel. Von diesem identitätsstiftenden Effekt träumt auch die Sporthilfe.