Die Lebensfreude bahnt sich ihren Weg selbst durch die grösste Armut. «Es ist immer wieder beeindruckend, mit wie viel Fröhlichkeit uns die Menschen empfangen», weiss Lynette Federer von ihren regelmässigen Besuchen in Afrika zu berichten.
Rogers Mutter stammt selbst aus Südafrika und ist für die Stiftung häufig in ihrer alten Heimat und den angrenzenden Ländern un terwegs. Sie kennt die Mentalität, Kultur und Bräuche in den südlichen Regionen des Kontinents. Und damit auch die Schwierigkeiten, mit denen Hilfsprojekte dort zu kämpfen haben.
Wie gelangt die Hilfe dahin, wo sie wirklich gebraucht wird? Wie können die Mittel eine möglichst nachhaltige Wirkung erzeugen? Und wie erreicht man mit möglichst wenig Geld möglichst viele Kinder? Das sind Fragen, auf die Roger Federers 2003 gegründete Stiftung klare Antworten gibt. «Wir arbeiten ausschliesslich mit lokalen Organisationen zusammen, und das über viele Jahre»,sagt Janine Händel, die Geschäftsführerin der Foundation. Bildung ist dabei das zentrale Thema. Nicht einfach Geld schicken und hoffen, dass es schon irgendwie hilft.
Nein, bei den von Roger Federer geförderten Projekten sollen Menschen befähigt werden, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Kindergärten, Vorschulen und Primarschulen stehen deshalb im Mittelpunkt. Mit Hilfe und unter Anleitung der Stiftung soll die lokale Bevölkerung selbst die Rahmenbedingungen für die frühkindliche Entwicklung verbessern.
Das geht von der Schulung der Lehrkräfte über die Bereitstellung der Infrastruktur bis hin zur Sicherstellung von geregelten Mahlzeiten für die Kleinsten. «Zentral gilt, dass wir an die Fähigkeit der Betroffenen glauben, sich selbst zu helfen. Wir motivieren, inspirieren und mobilisieren», sagt Janine Händel.
«Wir initiieren zum Beispiel Müttergruppen, die sich anschliessend selber organisieren müssen, um eine Schulküche auf die Beine zu stellen. Nur die Grundausstattung kommt von uns.» Und tatsächlich funktioniert dieser Ansatz. «Wenn wir Monate später wieder vor Ort sind, haben die Selbsthilfegruppen teilweise sogar expandiert.»
Natürlich sind das Erfahrungen, die sich erst im Laufe der Jahre ergeben haben. Alle Mitarbeiter der Foundation haben schon er lebt, wie die besten Absichten ins Leere führten, gerade weil man besonders viel gewollt hat. Ein Leitgedanke, den Janine Händel immer wieder betont, ist daher: «Die grösste Nachhaltigkeit erreichen wir, wenn unser Fussabdruck möglichst klein ist.»
Das ändert nichts daran, dass die Projekte mit den Jahren kontinuierlich gewachsen sind. Flossen zwischen 2010 und 2013 ins gesamt 8,9 Millionen Franken in die verschiedenen Bildungsprogramme, so sind es allein für das Jahr 2014 mittlerweile über fünf Millionen Franken.
Damit werden aktuell 14 Initiativen in Botswana, Malawi, Namibia, Sambia, Simbabwe, Südafrika und der Schweiz unterstützt. 136000 Kinder profitieren derzeit von der Roger Federer Foundation. Bis 2018 sollen die verschiedenen Bildungsinitiativen insgesamt eine Million Kinder erreicht haben.
Die Stiftung des Tennis-Stars ist dennoch eine schlanke Familienorganisation geblieben, da die Projekte von lokalen Partnern umgesetzt werden. Die Kosten für den Arbeitsaufwand der Foundation werden bewusst klein gehalten und liegen bei unter neun Prozent. «Ich bin stolz auf das, was wir in diesen mehr als zehn Jahren erreicht haben», sagt Lynette Federer, «aber auch immer wieder berührt, wenn ich vor Ort sehe, was man erreichen kann.»
Dieses «Tanken von Emotionen» sei eine starke Antriebsfeder für die Arbeit. Und ein Ende ist nicht absehbar, wie Rogers Mutter betont. «Wir sind auf eine lange Reise eingestellt. Und ich bin überzeugt, dass Roger noch ganz viel Herzblut für diese gute Sache hat.»