Roger Federer, Sie haben Ihre Stiftung 2003 gegründet. Wieso?
Für mich ist es unglaublich, dass es schon zehn Jahre her ist. Ich habe wirklich früh damit angefangen. Meine Mutter stammt aus Südafrik, und ich habe dort oft Ferien gemacht. Afrika bedeutet mir deshalb sehr viel. Und durch meine Aufenthalte wurde mein Blick für die Armut geschärft. Da wollte ich etwas dagegen tun. Aber obwohl die Stiftung jetzt schon seit über zehn Jahren besteht, fühlt es sich immer noch so an, als ob ich am Anfang stehen würde. Der Enthusiasmus für diese Sache ist ungebrochen.
Sie fokussieren auf die Themen Bildung und Hilfe zur Selbsthilfe. Warum?
Angefangen habe ich mit der Unterstützung einer Schule in Port Elizabeth in Südafrika. Mit der Zeit kamen andere Projekte in Afrika hinzu. Alle hatten einen Bezug zur Bildung, das hatte sich instinktiv so ergeben. Heute folgen wir einer klaren Strategie. Wir sind überzeugt, dass Kinder nur mit Bildung der Armut entkommen und ihre Ausgangslage nachhaltig verbessern können. Wir können Afrika aber nicht verändern, das ist auch meine eigene Erfahrung. Das müssen die Menschen selber tun. Wir können sie aber in ihrem Tun bestärken.
Wie viel Zeit haben Sie überhaupt, um Projekte für die Stiftung zu verfolgen?
Es ist klar, dass ich vor allem Tennisspieler und Vater bin und dort meine Prioritäten setze. Aber ich versuche, so viel Zeit wie möglich aufzuwenden. Ich bin als Spieler auch noch in einer sehr privilegierten Lage, in der ich viel Aufmerksamkeit generieren kann für die Stiftung. Ich sage mir oft, ich gebe jetzt noch einmal ein Stück mehr, noch etwas mehr Power in den letzten Jahren meiner Karriere.
Wie stark sind Sie denn selber involviert?
Ich bin bei allen Entscheidungen dabei. Die Stiftung ist wie ein kleines Familienunternehmen organisiert. Fünf bis sechs Mal im Jahr haben wir Sitzungen, die jeweils einen halben Tag in Anspruch nehmen. Das ist schon ein gewisser Aufwand. Immer wenn etwas im Zusammenhang mit der Stiftung läuft, bin ich voll involviert.
Sie waren letztes Jahr in Südafrika. Was sehen die Kinder dort in Roger Federer?
Es ist schwierig zu sagen, ob sie überhaupt wissen, wer ich bin. Ich weiss es wirklich nicht. Ich sehe einfach, dass die Kinder Freude haben, mich zu sehen. Weil man ihnen gesagt hat, dass ich jemand bin, der kommt, um zu helfen. Jemand, der sie unterstützt.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie selbst in solche Besuche vor Ort?
Ich möchte sehen, dass dort das passiert, was wir uns erhoffen. Also, dass die Unterstützung ankommt. Dass die Kinder in die Schule gehen können und die Qualität gut ist. Dass es den Kindern gut geht und sie Freude haben am Unterricht. Das ist das, was für mich zählt. Wenn sie mich erkennen, ist das natürlich umso schöner, weil es vieles vereinfacht. Sportler sind ja entspannt und haben es lustig zusammen. Das baut gleich eine Brücke.
Wie nehmen Ihre Spielerkollegen auf der Tour Ihre Foundation wahr? Tauschen Sie sich auch mit einem Nadal oder Djokovic aus?
Wir tauschen uns schon aus und fragen: Hey, wie läufts? Wie gehts? Was hast du geplant? Zwar machen viele ähnliche Dinge, aber jeder macht es ein bisschen anders und hat einen etwas anderen Ansatz. Darum geht es mehr darum, jemanden wie Stan zu fragen, ob er beim Match for Africa mitmacht. Dann kommen auch automatisch mehr Fragen dazu, und das ist natürlich sehr positiv.
Sie haben aber auch schon gemeinsam kurzfristig Exhibition-Matches nach Umwelt-Katastrophen wie Tsunamis und Hurrikans gespielt.
Ich träume davon, dass wir in solchen Situationen als Tennis-Familie noch enger und schneller zusammenrücken. Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir das nicht genug machen, und ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändert. Ich verstehe aber auch, dass das schwierig ist. Du musst alle Spieler anrufen und zusammentrommeln, und das kurz vor einem Turnier.
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