Im Sommer erküren die Triathleten am Zürcher Seebecken jeweils den Ironman. Am Sonntag beim Marathon gibts erstmals einen Zürcher Iceman. Yuki Kawauchi (29) friert über die 42,195 km am schnellsten. Nach 2:12:04 Stunden ist aber auch das Siegerlächeln des Japaners schockgefroren.
Den Schweizern, die noch einer Olympialimite für Rio nachjagen, ergehts nicht besser. Michael Ott streicht bei Streckenhälfte frustriert die Segel. Adrian Lehmann beisst sich durch. «Es war einfach ein Scheiss», sagt der Berner enttäuscht im Ziel. Er schlottert am ganzen Körper wie Espenlaub. «Aufgeben war für mich dennoch nie eine Option. Ich weiss, dass ich die 2:14 Stunden, die es für Rio gebraucht hätte, bei anständigen Verhaltnissen draufhabe.» Stattdessen bleibt die Uhr für den Viertplatzierten bei 2:19:17 stehen. «Ich musste häufig mit geschlossenen Augen laufen. Die Augen haben mir von der Kälte richtig weh getan. Ich habe zeitweise bloss noch schwarz gesehen.»
Ein anderer Schweizer mag nach dem Eisrennen im Ziel noch lachen. Julien Lyon, der Genfer, mit 26 Jahren gleich alt wie Lehmann. Er läuft in Zürich seinen allerersten Marathon und bliebt mit 2:16:17 als Dritter nur etwas über zwei Minuten über der Rio-Norm. «Marathon ist so cool», sagt Lyon. Und meint dabei nicht bloss die Temperatur. Dann überrascht Julien mit seinem Erfolgsgeheimnis: «Ich habe auf der ganzen Strecken überhaupt nichts getrunken. Die Getränke bei den Verpflegungsposten wären so kalt gewesen, dass sie dem Körper mehr geschadet als geholfen hätten. Beim Training trinke ich ja auch nie.»
Die blinde Chantal Cavin schaffts mit ihren zwei Guides in dreieinviertel Stunden ins Ziel. «Ich bin super happy», strahlt die 38-jährige Bernerin. Für ihre Guides Nils Oesterling und Martina Tschan ist wegen der nassen und rutschigen Strassen aber harte Arbeit, die Blinde sturzfrei ins Ziel zu lotsen.