Wenn die 26-jährige Toggenburgerin Chiara Scherrer im Hayward Field Stadium von Eugene (USA) am Samstag zum WM-Vorlauf über 3000 m Steeple am Start steht, fiebern auf der Tribüne auch Papa Werner und Mama Zita mit. Denn es geht bei den Bütschwilern schliesslich auch um die Familien-Ehre.
Aber von Anfang an: Am 18. Juni hat Chiara in Paris ihre Diamond-League-Premiere gefeiert. Und wie – mit einem Steigerungslauf auf den letzten zwei Runden stürmt sie auf Platz fünf und verbessert mit 9:20,28 Minuten den fünf Jahre alten Schweizer Rekord von Trainingskollegin Fabienne Schlumpf um über eine Sekunde. Damit hat Chiara auch die WM-Limite für Eugene im Sack. Zwei Wochen später, auf der Diamond-League-Bühne von Stockholm, doppelt Scherrer mit Rang drei nach.
Überrascht, dass sie damit nicht bloss bei der EM im August in München dabei sein kann, sondern vorher sogar auf der noch grösseren WM-Bühne in Eugene? «Überhaupt nicht», sagt Chiara. «Ich habe ja im letzten Jahr die Limite für Olympia in Tokio nur knapp verpasst, also war für dieses Jahr die WM von Anfang an mein Ziel.» Sie freut sich auf den Auftritt in den USA. «Denn ich bin schon einmal in Eugene gewesen, 2014 an der U20-WM. Da war meine Leistung mit 11:05 Minuten allerdings noch schlecht. Aber ich habe viel dabei gelernt, was mir bis heute hilft.»
Papa und Mama pushen nicht besonders
Dass Chiara überhaupt Steeple läuft, hat auch mit ihrem Vater zu tun. «Allerdings ist es nicht so, dass mich Papa und Mama besonders pushen», sagt sie. «Aber sie unterstützen mich, wo immer sie können.» So sei es auch Vater Werner gewesen, der sie animiert habe, es mal über 3000 m Steeple zu versuchen. Er selbst war vor Jahren auch in dieser Disziplin mit Hindernissen und Wassergraben aktiv, bevor er zum Marathon wechselte.
So kam es, dass Papa Werner nach Chiaras Rekordrennen von Paris seiner Tochter vor einem Monat verklickert hat, wie schnell er selber als Steepler einst war. Mit 9:16,6 Minuten hält Werner seit 1981 bei den Scherrers den Haus-Rekord. Noch! Denn jetzt hat Tochter Chiara diese Marke im Kopf. Bei der Jagd nach ihrem Papa will sie möglichst bald erfolgreich sein. Vielleicht muss Werner auf der Eugene-Tribüne am Samstag ja bereits zittern.
