Wilson glänzt mit Schweizerrekord
Chaoten stören Mujingas Geburi-Party in Bern

Mit 20,26 Sekunden sorgt Alex Wilson (27) in Bern für das Schweizer Highlight. Auch Mujinga Kambundji hat am Vorabend ihres 26. Geburtstags Grosses vor. Ein paar Schreihälse machen die Konzentration der Sprinterinnen kaputt.
Publiziert: 16.06.2018 um 23:25 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:15 Uhr
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Zwischenrufe verzögern den Start des 100-m-Sprints – im dritten Versuch klappts aber: Und Mujinga Kambundji lässt ihren Gegnerinnen keine Chance.
Foto: PETER SCHNEIDER
Carl Schönenberger

Damit haben die Berner Organisationen nicht gerechnet. Nach 29 Jahren Pause haben sechs junge Männer in der Landeshauptstadt endlich wieder ein internationales Meeting auf die Beine gestellt. Den Athleten passts. Aber ein paar Zuschauer wissen offensichtlich nicht, wie man sich bei dieser Sportart verhält.

«On your marks», ruft die Starterin die 100-m-Läuferinnen in die Startblöcke. Auf den Zuschauerrängen wirds Mäuschen still – Höchstspannung. «Set» – die Athletinnen heben ihre Hintern. Statt des Startschusses gibt es aber ein paar laute, blöde Schreie. Der Start wird abgebrochen. Auch beim nächsten Versuch kann einer den Blödsinn nicht lassen. Wie sollen sich da die Athletinnen konzentieren können?

Als es im dritten Versuch mehr oder weniger reibungslos klappt, lässt Mujinga Kambundji den Gegnerinnen keine Chance. Ivet Lalova-Collio, die Italo-Bulgarin mit einer Bestzeit von 10,77 Sekunden, kommt nicht einmal annähernd an Kambundji ran. Mit dem Sieg klappts also, aber aus dem Rekord als verfrühtem Geburtstags-Geschenk wird nichts. 11,23 Sekunden sind für Mujinga in dieser Saison ungewohnt.

Danach erweist sie sich als nettes Berner Meitschi. «Die Schreie haben mich nicht am meisten gestört», sagt sie. «Schwieriger war es, bei den drei Startversuchen die Konzentration und die Höchstanspannung während fast fünf Minuten hoch zu halten.»

Jason Joseph und Alex Wilson mit Basler Power

Alex Wilson kann sich nicht über einen Störenfried beschweren. Der 27-jährige Basler rennt über 200 m seine Lunge aus der Brust. So sehr, dass er sogar das Platz-Interview völlig ausser Atem abbrechen muss: «Jetzt chan ich nüme schnorre.» Und schon legt er sich auf die Bahn. Mit seiner Siegerzeit von 20,26 Sekunden verbessert er seinen eigenen vor zwei Wochen aufgestellten Schweizerrekord um drei Hundertstel. Dass er zwischenzeitlich wegen Problemen im Kniebeuger-Bereich nur reduziert trainiert hat, lässt sich Wilson nicht anmerken.

Alex Wilson gewinnt über 200 Meter.
Foto: PETER SCHNEIDER

Noch ein anderer Basler – wenn auch ein Landschäftler – fliegt von Meeting zu Meeting schneller. Der 20-jährige Hürdensprinter Jason Joseph staunt selbst über seine 13,46 Sekunden. «Obwohl ich nur wenige Rennen bestreite, gelingt es mir, meine Topform immer zu halten», freut er sich. Bis zur EM im August in Berlin will er sich weiter steigern.

Friede, Freude, Eierkuchen auch bei den 4x400-m-Frauen. Cornelia Halbherr, Robine Schürmann, Sarah Atcho und Lea Sprunger laufen so schnell, wie seit 1993 nie mehr ein Schweizerinnen-Quartett. Den EM-Startplatz in Berlin hat die Schweiz damit auf sicher. Doch wer soll im Berliner Olympia-Stadion in der Staffel laufen? Sprunger und Schürmann haben Ambitionen über 400 m Hürden – Lea spricht sogar von einer Medaille. Atcho will bei der EM über 200 m glänzen. Sowohl der 200er als auch die Langhürden kommen sich zeitplanmässig mit der Staffel ins Gehege …

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