Verrückter Auftakt zur Diamond League in Doha
Mujinga blitzschnell – aber dennoch ausgetanzt

Beim Diamond-League-Meeting in Doha startet Mujinga Kambundji so schnell wie noch nie in eine Saison – die 11,17 Sekunden reichen nur für Rang 7. Kariem Hussein kommt über die Langhürden bös unter die Räder.
Publiziert: 04.05.2018 um 19:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:50 Uhr
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Mujinga Kambundji (2.v.r.) absolviert den ersten 100er der Saison in 11,17 Sekunden.
Foto: KARIM JAAFAR
Carl Schönenberger

In der Vergangenheit galt die schnellste Schweizerin eher als Langsamstarterin in eine Saison. Auf schnelle Zeiten kam Mujinga Kambundji regelmässig erst im Juli und August. Jetzt soll sich das ändern. Ihre WM-Bronze im März über 60 Meter in der Halle hat bei Mujinga Gelüste geweckt. Im dreiwöchigen Trainingscamp in Florida hat ihr US-Starcoach Rana Reider weiter Beine gemacht.

Deshalb riskiert die Bernerin gestern einen Kaltstart. Ohne sich zuvor bei kleinen Meetings in Schwung gebracht zu haben, misst sie sich auf der Diamond-League-Bühne direkt mit den Grössten: mit Olympiasiegerin Elaine Thompson (Jam), 200-m-Doppelweltmeisterin Dafne Schippers oder ihren beiden Hallen-WM-Bezwingerinnen von der Elfenbeinküste, Marie-José Ta Lou und Murielle Ahouré.

Mujinga bereit für unter 11

Und Mujinga glänzt: 11,17 Sekunden im ersten 100er der Saison – nicht einmal ähnlich schnell hat sie jemals eine Saison begonnen. Letztes Jahr bei der Premiere in Weinheim (De) blieb die Uhr noch bei 11,44 Sekunden stehen.

Aber eben – 11,17 Sekunden sind gestern auf der Diamond-League-Bühne zu wenig. Gleich fünf Gegnerinnen knackten die 11-Sekunden-Marke. Direkt hinter Europameisterin Schippers (11,03) reichts für Kambundji zu Platz 7. Mujingas Trost – auch Olympiasiegerin Elaine Thompson (Dritte in 10,93 Sekunden) wird von der entfesselten Marie-José Ta Lou (10,85) abgekanzelt.

Verstecken muss sich Kambunji mit diesem Saison-Auftakt aber keineswegs. Die 25-jährige Bernerin ist mit ihren 11,17 Sekunden definitiv auf gutem Weg, in diesem Sommer die 100 Meter erstmals unter der magischen 11-Sekunden-Marke zu schaffen. Wahrscheinlich schon vor dem Saison-Highlight im August, der EM in Berlin.

Hussein komplett von der Rolle

Und Kariem Hussein? Wie steigt der 400-m-Hürden-Europameister von 2014 in diesen EM-Sommer? Die wohligen 31 Grad gestern Abend in Doha müssten ihm zumindest passen. Doch auch ihm stehen die Weltbesten seiner Zunft gegenüber.

Und der 29-jährige Hussein wird von der Konkurrenz richtiggehend platt gewalzt. 51,40 Sekunden – fast vier Sekunden hinter Sieger Abderrahman Samba (47,57) und über eine Sekunde hinter dem Zweitletzten. Für Kariem und seinen neuen Trainer Laurent Meuwly bleibt also noch viel zu tun. Im letzten Jahr war Hussein – damals noch unter Trainer Flavio Zberg – mit seinem Saisoneinstieg in Shanghai (50,02 Sekunden) unzufrieden. Die Zeit von Doha muss ihn jetzt noch nachdenklicher stimmen.

Hat er das neue Training mit Schwerpunkt auf den Sprint noch nicht richtig vertragen? Hat ihn die Oberschenkel-Verletzung vom Februar doch stärker gebremst als vorerst angenommen? War die Anreise erst von Mittwoch auf Donnerstag zu kurzfristig? Oder war der Doha-Auftritt einfach ein Ausrutscher? Nach dieser «ersten Standortbestimmung», wie Hussein vor der Abreise sagte, brauchen Meuwly und der Athlet schnellst möglich Antworten auf diese Fragen.

Semenya stark wie nie

Wie der Wind an der Weltspitze der Leichtathletik 2018 weht, zeigen in Doha andere: 400-m-Sieger Steven Gardiner (Bah) mit 43,87 Sekunden. Diskuswerferin Sandra Perkovic (Kro) mit 71,38 m. Kurzhürdlerin Kendra Harrison in 12,53 Sekunden. Das deutsche Speerwerfer-Trio Thomas Röhler (91,78), Johannes Vetter (91,56) und Andreas Hofmann (90,08 m). Mutaz Essa Barshim (Kat) mit 2,40 m im Hochsprung. Noah Lyles (USA) mit 19,83 über 200 m. Sandi Morris (USA) mit 4,84 m im Stab.

Vor allem aber Caster Semenya (SA), die bei ihrem Abstecher von den 800 auf die 1500 Meter zum Schluss ihren Gegnerinnen in Weltjahres-Bestzeit und persönlichem Rekord von 3:59,92 Minuten einfach davon rennt.

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