Business as usual – alles wie gehabt. Für den Medien-Auftritt vor der letzten grossen Show seiner Sprinterkarriere hat Usain Bolt nicht einen Luxus-Saal in einem Londoner Nobel-Hotel gewählt. Die Begegnung mit den Journalisten findet in einem alten, umfunktionierten Brauerei-Gebäude statt. Mit seinen Weltrekord-Zeiten ist der Jamaikaner sportlich zwar überirdisch. Als Mensch ist Usain aber nach wie vor geerdet.
Da ist er also, im simplen T-Shirt seines Ausrüsters, mit dem nach hinten gedrehten Baseball-Cap und seinen funkelnden Augen. Und seine Antworten auf die Journalisten-Fragen strotzen vor Selbstvertrauen. Keine Spur von Müdigkeit oder Übersättigung. «Kommen Sie auf ihren Entschluss zurück, die Karriere nach dieser WM zu beenden, falls Sie in London geschlagen werden?» Bolts Antwort: «Verlieren? Das wird nicht passieren. Wenn ich zu Titelkämpfen antrete, dann bin ich 100 Prozent fit. Die 9,95 Sekunden vom 21. Juli in Monaco zeigen mir, dass der Weg stimmt. Jetzt brauche ich – wie immer bei Meisterschaften – Vorlauf und Halbfinal, um für meinen letzten Coup am Samstag bereit zu sein.» Von den Gegnern fürchte er keinen. «Neben mir stehen sieben Sprinter im Final, ich muss auf jeden aufpassen – aber alle sieben auch auf mich.»
Papa Wellesley und Mama Jennifer bauen das Selbstvertrauen ihres Filius’ weiter auf. Sie überreichen Usain fabrikneue Nagelschuhe in den Farben Purpur und Gold – Purpur steht für seine einstige Schule daheim in Sherwood Content und Gold für ihren «golden Boy» am Samstag.
Auch Fragen um Doping bringen Bolt nicht auf die Palme. Doping sei eine Schande, die über dem Sport hänge. «Aber die Situation ist besser geworden. Wir Athleten wissen, dass wer betrügt, auch erwischt wird. Wir befinden uns also auf dem richtigen Weg.»