Just vor den Titelkämpfen – der Show der weltbesten Sprinter – liess Jamaikas Zeitung «The Gleaner» am Samstag eine Bombe platzen: positive A- und B-Probe bei Dreifach-Olympiasiegerin Veronika Campbell-Brown. Das verbotene Diuretikum Flurosemid sei im Spiel. Eine beliebte Substanz, die nicht nur Wasser aus dem Körper treibt, sondern vor allem dazu dient, andere Dopingmittel vor den Labors zu vertuschen.
Campbell selbst, die neben sieben Olympia-Medaillen in ihrer Karriere auch neunmal WM-Edelmetall hamsterte, hat sich noch nicht geäussert. Der Internationale Leichtathletik-Verband IAAF hat seine offizielle Stellungnahme für die nächsten Tage angekündigt.
In Jamaika indes gehen die Emotionen hoch. «Das ist doch Sabotage, die US-Sprinterinnen haben Angst bei den WM im August in Moskau gegen uns wieder zu verlieren», ist nur einer von vielen ähnlich gerichteten Leser-Kommentaren im «Gleaner». Sogar Usain Bolts Coach Glen Mills meldet sich zu Wort: «Unsere Regierung muss endlich dafür sorgen, dass Jamaika ein eigenes anerkanntes Doping-Labor bekommt.» Dafür würden die Sportler einerseits mehr auf das heikle Thema sensibilisiert, erklärt er. Andererseits denkt er wohl, man hätte eher die Kontrolle über die Analysen der Proben.
11 Dopingfälle in 5 Jahren
Doping und jamaikanische Sprint-Erfolge – ein altes Thema. Weshalb rennen Bolt und Blake so schnell?, fragen sich viele. In Jamaika würden sie doch nie kontrolliert.
Die Bilanz der letzten fünf Jahre zeigt anderes: 11 jamaikanische Leichtathleten blieben in den letzten fünf Jahren hängen. Die meisten davon «kleine Nummern». Das war 2009 auch Yohan Blake noch. Zwei Jahre bevor er in Daegu 100-m-Weltmeister geworden ist, musste auch er eine mehrmonatige Zwangspause absitzen.
Für Veronika Campbell-Brown gilt ein anderes Muster: Im Gegensatz zu Bolt, Blake oder Shelly-Ann Fraser, die immer auf der Rasta-Insel leben und trainieren, hat sie sich seit Jahren US-Sprintergruppen angeschlossen. Den Clans um Justin Gatlin oder Tyson Gay. Dass dort Trainer mit Doping-Vergangenheit arbeiten, ist bekannt. Die Mehrheit der Jamaika-Dopingfälle betraf Athleten, die in den USA, in Kanada oder in Europa lebten ...