Stellen Sie sich einen Fussball-Star vor, der bezahlen muss, damit er unter Jupp Heynckes bei den Bayern oder Zinedine Zidane bei Real mittrainieren darf. Unmöglich! In dieser Branche wird eher um einen höheren Lohn gepokert.
In der Leichtathletik gibt es zwar auch Grossverdiener – aber nicht viel mehr als ein Dutzend. Und selbst die sind weit weg von den Fussball-Stars. Mujinga Kambundji, die 25-jährige schnellste Schweizer Frau, gehört definitiv nicht zu diesen reich Begüterten. Im Gegenteil. Damit Mujinga ihren Traum von 100-m-Zeiten unter 11 Sekunden und Medaillen bei internationalen Titelkämpfen verwirklichen kann, muss die Sprinterin selbst investieren.
Im April hat sie drei Wochen mit der Star-Truppe von US-Trainer Rana Reider in Florida trainiert – in der gleichen Gruppe wie 200-m- Weltmeisterin Dafne Schippers oder Dreisprung-Olympiasieger Christian Taylor. «Das hat gepasst, ich möchte diese Zusammenarbeit mindestens in dieser Saison weiterziehen», sagt Mujinga.
Wilson zahlt über 30'000 Franken
Auf die Frage, wer das bezahlt, kommt ihre Antwort prompt: «Ich selber!» Da kommt für Kambundji also einiges zusammen. Zwar steht der Vertrag zwischen Coach Reider und Mujingas Management noch nicht im Detail. Am Beispiel des Basler Sprinters Alex Wilson ist aber in etwa abzusehen, was auf Kambundji finanziell zukommt. Wilson blättert für sein Training in einer britisch-jamaikanischen Trainingsgruppe in London pro Saison über 30'000 Franken hin. Flugreisen und Unterkunft und Verpflegung nicht inbegriffen.
Mujinga ist ihr Sprint-Traum aber dieses Geld wert. «Ich weiss seit der Hallen-WM- Bronze, dass ich schnell bin und die 11 Sekunden knacken kann.» Wenn sie auf den Kunststoffpisten in der Diamond League mit Top-Zeiten glänzt, kann sie ihren Trainingsaufwand mit Preisgeldern wieder «hereinlaufen».
Wie schwierig das allerdings wird, erlebt Kambundji gleich am Freitag in Doha. Da heissen ihre Gegnerinnen Dafne Schippers, Olympiasiegerin Elaine Thompson sowie Murielle Ahouré und Marie-José Ta Lou, Mujingas beiden einzigen Bezwingerinnen im März bei der Hallen-WM in Birmingham über 60 Meter.
Für einen Sieg auf der Diamond-League- Bühne gibts 10000 Dollar, für Platz 5 noch 2500 und der Achtplatzierten bleibt ein Tausender. Vom Preisgeld muss Kambundji also wohl kleine Brötchen backen.
**************
Diamond League 2018
4. Mai Doha *
12. Mai Shanghai *
26. Mai Eugene *
31. Mai Rom **
7. Juni Oslo **
10. Juni Stockholm *
30. Juni Paris *
5. Juli Lausanne **
13. Juli Rabat *
20. Juli Monaco **
21./22. Juli London *
18. August Birmingham *
30. August Zürich/Final **
31. August Brüssel/Final **
* = livestream auf www.srf.ch/sport
** = live auf SRF2