Lea Sprunger, der erste Schweizer Trumpf an der Hallen-EM in Belgrad, hat gestern über 400 m nicht gestochen. Platz 5, statt EM-Gold.
Jetzt liegt es an Selina Büchel, ihren EM-Titel über 800 m von 2015 in Prag zu verteidigen. Einfach ist das für die 25-jährige Toggenburgerin nicht. Mit 2:03,23 Minuten hat sie im Halbfinal von den sechs Finalistinnen nur die fünftbeste Zeit gelaufen.
Und wie schwer eine Titelverteidigung ist, weiss Markus Ryffel. Er hat es 1979 in Wien als bisher einziger Schweizer Leichtathlet über 3000m geschafft, zweimal in Serie Hallen-EM-Gold zu gewinnen.
Aber Selina wills trotz dieser Vorzeichen probieren. Die Konkurrenz läuft geschlossen gegen sie, drängen sie gleich nach dem Start in die Führungsposition. Die gibt sie nicht mehr aus der Hand.
Mit einem Hundertstel Vorsprung auf Shelayna Oskan-Clarke (Gb) wirft sie sich in 2:00,38 ins Ziel. Titelverteidigung geschafft. Und den Schweizerrekord auch noch gleich.
Für die Schweiz wäre gar Doppel-Gold möglich gewesen. 45 Minuten nach Selina Büchels 800-m-Goldlauf steigt Mujinga Kambundji für den 60-m-Final in den Startblock. «Wenn ich einmal im Final bin, ist alles möglich», hat die Bernerin nach dem Vorlauf am Samstag gesagt.
Das Wort «Medaille» wollte die 100-m-Dritte von den Freiluft-EM 2016 in Amsterdam aber nicht in den Mund nehmen. Dass sie aber nach Rang fünf vor zwei Jahren in Prag heute eine Podestanwärterin ist, hat sie vor zwei Stunden im Halbfinal bewiesen.
7,19 Sekunden – die zweitbeste Zeit aller acht Finalistinnen. Mit 7,16 Sekunden wird Mujinga Vierte.
Ein Skandal: Denn die Polin Ewa Swoboda hat beim ersten Startversuch eine Reaktions-Zeit von 0,046 Sekunden – müsste klar disqualifiziert werden. Sie darf trotzdem nochmals starten und stiehlt Mujinga prompt die Bronze-Medaille.
Die Zeitmessung in Belgrad mit den in Indien gebastelten Startblöcken ist seit Beginn der EM eine riesige Blamage. Mit 7,06 Sekunden geht EM-Gold übrigens an die Britin Asha Philip.