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Testosteron-Obergrenze bleibt
Semenya-Fall bedeutet neue Chance für Selina Büchel

Nach zehnjährigem Hick-Hack entscheidet das Internationale Sportgericht, dass intersexuelle Athletinnen ihren natürlich hohen Testosteron-Wert medikamentös senken müssen. Und öffnet damit auch 800-m-Läuferin Selina Büchel eine neue Chance.
Publiziert: 02.05.2019 um 08:52 Uhr
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Der CAS-Entscheid gegen Semenya ist eine neue Chance für Selina Büchel.
Foto: Keystone
Carl Schönenberger

Ein Jahrzehnt lang war Caster Semenya (28) über 800 m die grosse Dominatorin in der Leichtathletik. Schon vor den Rennen war klar, wer gewinnt. Der Grund liegt in einer Laune der Natur. Die zweifache Olympiasiegerin ist «intersexuell». Ihr Körper produziert ein Übermass des vor­wiegend männlichen Sexualhormons Testosteron. Und das wirkt sich positiv auf die Leistungsfähigkeit aus.

Nun ist die Semenya-Dominanz vorbei. Am Mittwoch 
verkündet der Sportgerichtshof CAS das Urteil, wonach hyper­androgene Athletinnen (Frauen mit einem Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen) ihren Testosteronwert künftig medikamentös senken müssen, damit sie in den Disziplinen 400 m, 800 m, 1500 m und über die Meile bei Wettkämpfen startberechtigt sind.

Das sind schlechte Nachrichten für die Südafrikanerin Semenya, aber gute für Selina Büchel. Denn ab jetzt hat auch die 27-jährige Toggenburgerin wieder eine Siegeschance.

«Ich habe soeben mit Selina telefoniert», sagte ihr Trainer Louis Heyer gestern zu BLICK. «Selina ist wie viele überrascht, dass das CAS-Urteil nicht zugunsten von Semenya ausge­fallen ist, sondern zugunsten all ihrer Gegnerinnen. Vor allem aber ist Selina erleichtert, dass endlich ein Entscheid gefällt ist.»

Für den Schweizer Mittelstrecken-Nationaltrainer Heyer ist damit klar, dass Semenya zwar nach den neuen Regeln weiterhin eine ernsthafte Gegnerin für alle Frauen bleibt. «Aber ihre Überlegenheit wird nicht mehr die gleiche sein.»

Heyer erwartet auch für 
Büchel eine sehr spannende 
Zukunft. «Die 800-m-Rennen werden wieder spannend. Wenn Selina wieder ihre Form findet, um 1:58er-Zeiten zu laufen, 
gehört auch sie zu den Podest­anwärterinnen.»

Sowohl Heyer als auch Büchel sind sich zwar einig: «Für betroffene Athletinnen ist die neue Regelung diskriminierend. Aber für 99 Prozent der Athletinnen ist es fair, wenn sie geschützt werden.» Eine für alle befriedigende Lösung gebe es ohnehin nie.
Die neue Regelung wird am 
8. Mai in Kraft treten. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Athletinnen in den genannten Disziplinen den Grenzwert einhalten. Heisst: Caster Semenya könnte bei der in knapp fünf Monaten stattfindenden WM in Doha (27. September bis 6. Oktober) starten – wenn sie denn gewillt ist, die Regelung zu befolgen.
Carl Schönenberger

Testosteron-Wert

Testosteron ist das männliche Sexualhormon, im Sport leistungsbestimmend für Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit. Bei Frauen variiert der Wert zwischen 0,12 und 1,79 Nanomol pro Liter Blut. Semenya und andere intersexuelle Athletinnen haben naturgegeben ein Mehrfaches des Höchstwertes. Bei Männern liegt der Wert zwischen 7,7 und 29,4. In der Frauen-Kategorie darf neu nur starten, wer einen Wert unter 5 hat.

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