Staffel-Sprinter Wilson und Schenkel
«Unter diesem Trainer laufen wir nicht mehr!»

An der EM im August Rang 4 mit Schweizerrekord. 9 Monate später gibt es nur noch Knatsch in der Männer-Staffel.
Publiziert: 19.05.2015 um 18:34 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:22 Uhr
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Alex Wilson (l.) und Amaru Schenkel wollen nicht mehr unter Meuwly antreten.
Foto: Benjamin Soland
Von Carl Schönenberger

Nicht Kariem Hussein mit 400-m-Hürdengold, auch nicht Mujinga Kambundji mit zwei wunderbaren Sprintfinals waren bei der Heim-EM im letzten August die grössten Überraschungen von Swiss Athletics. Der Exploit der 4x100-m-Männer kam aus heiterem Himmel – Rang vier, mit 38,54 Sekunden eine Top-Zeit. Stoff zum Träumen.

Neun Monate später ist alles vorbei. Seit der Staffel-WM von Anfang Mai auf den Bahamas gibts nur noch Knatsch zwischen Läufern und ihrem Coach Laurent Meuwly. «Ich habe mich in Nassau geschämt, für dieses Team verantwortlich zu sein», sagt Meuwly zu BLICK und bestätigt, dass man sich sogar auf dem Trainingsplatz gegenseitig bloss noch angeschrien habe.

Grund für den Unmut: Meuwly hat das EM-Erfolgsquartett auseinander gerissen. Anstatt erneut auf Mancini/Schenkel/Somasundaram/Wilson zu setzen, musste 100-m-Rekordler Alex Wilson Rolf Fongué Platz machen.

Dabei ist Fongué mit Knieproblemen lädiert. Prompt kommts zum Wechselfehler. Die vorzeitige Rio-Qualifikation ist futsch!

«Der Coach handelt eigenmächtig, zeigt uns Läufern gegenüber keinen Respekt», macht Amaru Schenkel seiner Enttäuschung Luft. Später sagt er: «Unter diesem Trainer laufe ich in der Staffel nicht mehr.»

Am vergangenen Samstag sagt Alex Wilson, mit 10,12 Sekunden immerhin schnellster Schweizer, in Bern zu BLICK das Gleiche. Die beiden besten Sprinter verlangen vom Trainer mehr Dialog. Meuwlys Antwort: «Vielleicht hatten sie bei früheren Trainern mehr Mitspracherecht. Bei mir gelten andere Team-Spielregeln.»

Peter Haas, Leistungssport-Chef bei Swiss Athletics: «Der Verband hat Meuwly die Verantwortung als Coach übertragen. Das bleibt so, wir reden ihm nicht drein.»

Schenkel und Wilson wollen damit nicht länger leben. «Bei der EM in Zürich waren es auch wir Athleten, die sich zusammengerauft und zum Erfolg getrieben haben», sagt Schenkel.

Noch hofft Peter Haas, dass auch der jetzige Knall so endet: «Vielleicht brauchen unsere Sprint-Männer halt den Knatsch, um dann als Trotzreaktion schnell zu laufen.» Aber ohne Wilson und Schenkel wird das schwierig.

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