Armand Duplantis – Aus dem Garten auf die Weltbühne
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Trailer zum Dok:Armand Duplantis – Aus dem Garten auf die Weltbühne

Stabhochsprung-Wunderkind
Fliegt Duplantis in Lausanne zum nächsten Weltrekord?

Wunderkind, Weltrekordhalter – ein Ausserirdischer. Armand «Mondo» Duplantis (20) schreibt Stabhochsprung-Geschichte, die märchenhaft ist. Heute springt und verzückt der Wahl-Schwede in Lausanne.
Publiziert: 02.09.2020 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2020 um 11:57 Uhr
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Als 15-Jähriger entschied sich der in den USA geborene Armand Duplantis, unter schwedischer Flagge zu starten und nennt es den besten Entscheid für seine Karriere.
Foto: imago images/Bildbyran
Nicole Vandenbrouck

Das Märchen von Armand Duplantis beginnt im Garten seines Zuhauses in Lafayette im US-Bundesstaat Louisiana. Seit er denken kann, steht dort eine Stabhochsprung-Anlage, die sein Vater Greg einst eigenhändig gebaut hat. Seit er denken kann, ist sein Spitzname «Mondo», ein italienischer Kumpel seines Vaters nennt ihn als Baby so. Als hätte er eine Vorahnung?

«Mondo» bedeutet Welt. Armand Duplantis hat die Sportwelt in grossen Schritten erobert, schon in jüngsten Jahren – weil ihm das Talent dafür in die Wiege gelegt worden ist.

Rückblende, 1985: Die erfolgreiche schwedische Leichtathletin Helena Hedlund – Tochter eines Stabhochspringers – wandert mit einem Siebenkampf-Stipendium in der Tasche aus und lernt an der Louisiana State University LSU Greg Duplantis kennen, den damaligen Hochsprung-Star der Uni. Nur zwei Jahre später heiratet das Paar und bekommt vier Kinder: Andreas (27), Antoine (23), Armand (20) und Johanna (18).

Weil Greg Duplantis seine Kinder an seiner Leidenschaft teilhaben lassen möchte, verwandelt er den Garten in einen Abenteuer-Spielplatz. Mit Trampolin, Kletter-Seilen an Bäumen – und eben einer Stabhochsprung-Anlage. Spielend lernt der Nachwuchs den Sport kennen. Der zweitälteste Bruder Antoine, heute Baseball-Profi, erinnert sich: «Wir hatten interne Wettkämpfe im Garten. Als ich mal wieder gewonnen habe, schrieb Armand auf einen Zettel, dass er nie wieder springen werde und klebte ihn an die Zimmertür unserer Eltern.» Auch «Mondo» erinnert sich an die frühe Kindheit zurück. «Das Stabhochspringen ist meine erste grosse Liebe», sagt er gestern in Lausanne, «bevor ich richtig laufen konnte, konnte ich stabhochspringen.»

Über das Talent verfügt jedes der Duplantis-Kids, jedes startet auch an Wettkämpfen. Doch Armand sticht schon früh heraus. Tausende Sprünge absolviert er im Garten. «Ich hatte Glück. Eine solche Anlage in einem so jungen Alter zu haben, hat mir wirklich einen Vorsprung gegeben», sagt der U20-Welt- und Europameister kürzlich in der «Zeit». Er entwickelt ein unglaubliches Körpergefühl. «Ihm fällt es einfach so leicht, schon als er klein war. Er hat mir immer gesagt, dass Stabhochsprung so einfach ist und ich glaube ihm das wirklich», erzählt Mama Helena (55).

Als Siebenjähriger gelingt Armand Duplantis seine erste Weltbestleistung. Mit 13 hält er sieben Alters-Weltrekorde. An der Highschool in Lafayette avanciert der hübsche und humorvolle Junge zum lokalen Star. 2017 entschliesst sich Schulkollege Brennan Robideaux – eher zufällig, weil die Leichtathletik-Anlage gleich um die Ecke seines Zuhauses ist – einen Dok-Film über «Mondo» zu drehen. Ein Glücksgriff, er arbeitet seit drei Jahren daran. Und der Titel «Born to fly» – Geboren, um zu fliegen – könnte perfekter nicht sein.

Denn mittlerweile ist er die Weltnummer 1 bei den Männern und hält den Weltrekord mit 6.18 Metern. Im Februar dieses Jahres verbessert er zunächst am Indoor-Meeting im polnischen Torun die sechsjährige Bestmarke seines Idols Renaud Lavillenie (33, Fr) um einen Zentimeter auf 6.17 Meter. Eine Woche später legt «Mondo» im schottischen Glasgow wieder einen Zentimeter drauf.

Seine Konkurrenten haben nur noch Superlative für den Europameister von 2018 übrig. Olympiasieger Lavillenie, dessen Biografie im Bücherregal in Duplantis’ Kinderzimmer steht, nennt ihn «Wunderkind, ein Jahrhundertspringer». Und «Ausserirdischer» betitelt ihn Weltmeister Sam Kendricks (27, USA), der gestern in Lausanne die Pressekonferenz mit Duplantis crasht.

Denn das Märchen geht weiter. Wo ist die Grenze für den 20-Jährigen? Er selbst setzt sich keine. «Ich versuche einfach immer, noch höher zu springen.» Dies unter den Augen seiner Eltern, die gleichzeitig seine Trainer sind. Das Verhältnis ist innig, Probleme gibts nur selten. Wenn dann mit Vater Greg, dessen Bestmarke einst 5.80 m ist. «Mit ihm habe ich mehr Diskussionen.» Aber diese seien positiv und nicht im Sinne von «wir hassen uns». «Manchmal haben wir andere Ansichten vom Stabhochspringen. Er ist Anwalt und weiss also, wie man argumentiert. Und ich versuche, dagegen zu halten.» Hauptsächlich telefonisch.

Denn «Mondo» wohnt nicht mehr in den USA, sondern in seiner Wahlheimat Schweden in Uppsala 70 Km nördlich von Stockholm. Der Doppelbürger startet seit fünf Jahren unter schwedischer Flagge. «Das war damals der beste Entscheid für meine Karriere.» Vor allem im Hinblick auf Olympia, denn so kann er die harten Ausscheidungen bei den US-Trials umgehen. «Er tritt nicht primär in meine Fussstapfen, wie viele meinen», sagt Vater Greg, «sondern in die seiner Mutter, die in der schwedischen Leichtathletik-Kultur aufgewachsen ist.»

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