Da kauert sie im Startblock auf Bahn fünf. In ihrem ersten Final auf globaler Ebene – Weltmeisterschaften oder Olympia. Eingeklemmt zwischen den beiden Raketen von der Elfenbeinküste, Ahouré und Ta Lou. Mit im Feld Europas Übersprinterin Dafne Schippers (Ho) und Olympiasiegerin Elaine Thompson (Jam). «Geniess den Lauf. Du bist auf Augenhöhe. Angreifen. Nicht auf die Gegnerinnen schauen. Das ist deine Chance. Packe sie!» Diese Tipps hat Trainer Jacques Cordey Mujinga von Bern aus via Telefon zwischen Halbfinal und Final noch gegeben.
Und prompt lässt sich die schnellste Schweizer Frau nicht zweimal bitten. 7,05 Sekunden – bloss zwei Hundertstel über ihrem Schweizer Rekord. WM-Bronze. Ein perfekter Coup. Mujinga fliegt ins Glück. Thompson und Schippers hat die Bernerin ganz einfach geschlagen. Weltklasse!
Wieder ein Sprunger-Drama
Lea Sprunger (28), mit berechtigten Medaillen-Erwartungen nach Birmingham gereist, erlebt ein Waterloo. Da läuft sie im Halbfinal hinter der starken US-Amerikanerin Shakima Wimbley mit 51,71 Sekunden ungefährdet auf Rang 2 – «Hurra, Final, Final!» erscheint blitzschnell auf dem Twitter-Account von Swiss Athletics. Doch ebenso schnell stehen in den Resultatlisten hinter Lea Sprungers Namen die zwei vernichtenden Buchstaben DQ – disqualifiziert. Offenbar soll die langbeinige Lea einen Bahn-Übertritt begangen haben.
Anstatt Vorfreude auf ihren WM-Endlauf vom Samstagabend erlebt Sprunger ein ganz bitteres Déjà-vu. Schon vor einem Jahr bei der Hallen-EM in Belgrad war sie am Boden zerstört, als sie im Final völlig aus dem Tritt geriet. Jetzt in Birmingham widerfährt ihr drei Tage vor dem 28. Geburtstag noch Schlimmeres!
Klar, Swiss Athletics legt vor Ort sofort Protest ein. Doch der wird nicht gutgeheissen. Schon in den 400-m-Vorläufen der Männer hat die Jury am Mittag wegen des gleichen Vergehens alle fünf Läufer der 3. Serie disqualifiziert.