Medaillen mochte Mujinga Kambundji (30) schon immer. Als kleines Mädchen war die Bernerin ganz versessen auf die glänzenden Belohnungen, die es nach erfolgreichen Rennen gab.
Am Freitagabend schlägt Kambundji wieder einmal zu. An der Hallen-EM in Istanbul tut die Bernerin das, wofür sie in die Türkei gereist war: Sie holt Gold!
Die Konkurrenz hat keine Chance
Es ist ein dominanter Auftritt: Vom ersten Schritt im Rennen über 60 m an hat sie die Konkurrentinnen im Griff, bald schon reisst sie eine Lücke zum Rest des Feldes. Nach exakt 7,00 Sekunden stoppt die Uhr: Hallen-EM-Rekord. Kambundji ist Europameisterin – und sorgt dafür, dass sich zwei Jahre nach dem Titelgewinn von Ajla Del Ponte (26, musste verletzt für die EM absagen) erneut eine Schweizerin EM-Gold im Sprint umhängen darf. Hinter ihr laufen Ewa Swoboda (Pol, 7,09) und Daryll Neita (Gb, 7,12) aufs Podest.
«Die 60 m sind nicht die 100 m», sagt Kambundji danach bei «RTS» bescheiden. «Aber es ist ein Titel und ich bin stolz darauf, dass ich ihn meinem Palmarès hinzugefügt habe.»
Vor allem bestätigt sie damit einmal mehr ihre vielleicht grösste Fähigkeit: Wenn der grosse Tag kommt, ist Mujinga Kambundji bereit. Diesmal war die Ausgangslage klar, als schnellste Europäerin in dieser Saison lag der Druck auf ihr. «Mein Ziel war es, mit meiner besten Zeit des Jahres zu gewinnen, das habe ich erreicht.»
Schon acht Medaillen bei Grossanlässen
Die schnellste Frau des Landes sorgt für das erste eidgenössische Highlight, es ist ein EM-Start nach Mass für die Schweiz. Und eben: Auch für die nächste Medaille im eigenen Palmarès. Acht davon hat Kambundji bei Grossanlässen mittlerweile gewonnen. Nach Gold bei der Hallen-WM in Belgrad und Gold und Silber an der EM in München ist es ihre vierte Medaille innert zwölf Monaten.
Die Faszination mag sich ein bisschen verschoben haben, aber ihren Zauber haben die glitzernden und glänzenden Medaillen nicht verloren. «Das ist immer noch so», sagte sie unlängst zu Blick. «Natürlich hat eine schnelle Zeit einen sehr grossen Reiz. Aber wer eine Medaille holt bei Meisterschaften… Das nimmt einem niemand mehr.»
Atcho schrammt am Final vorbei
Nicht in die Nähe von Edelmetall kommt Sarah Atcho (27), zufrieden darf sie dennoch sein. Die Lausannerin, die sich nach schweren Verletzungen (unter anderem zwei Knie-Operationen und einer Herzmuskelentzündung) wieder zurückkämpfen musste, qualifizierte sich überraschend für die EM. Den 60-m-Final verpasst sie um gerade mal 2 Hundertstel. «Ich bin stolz», sagt sie danach trotzdem. Melissa Gutschmidt (21) wird als dritte Schweizerin im Halbfinal 13.
Noch nicht glänzen konnten die Schweizer Männer im EM-Einsatz: EM-Silber-Mann Ricky Petrucciani (22) scheiterte über 400 m wie Teamkollege Lionel Spitz (22) bereits im Vorlauf. Immerhin steht Hochspringer Loïc Gasch (28) im Final. Ebenfalls in der Entscheidung dabei: Stabhochspringerin Angelica Moser (25).