So tickt Goldschatz Selina
Mit «Bomben-Beinen» zum Sieg!

Sieg über 800 Meter! Selina Büchel (23) jubelt an der Hallen-EM in Prag über Gold. Sie triumphiert dank Unbekümmertheit und «Bomben-Beinen».
Publiziert: 09.03.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:45 Uhr
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Simply the Best! Selina Büchel feiert den Europameister-Titel mit der Schweizer Fahne.
Foto: Getty Images/Ian Walton
Von Carl Schönenberger aus Prag

Da kommt sie – zehn Minuten nach ihrem Gold-Coup vor 11 000 Zuschauern über die vier engen Hallen-Bahnrunden. Ein paar Schweisstropfen auf der Stirn, lächelnd, mit sich und der Welt zufrieden. In der Hand der Siegerinnen-Strauss aus gelben Tulpen. Die Blumen sehen bereits müder aus als Selina Büchel.

Europameisterin! Erstmals nach Sandra Gasser 1987 in Liévin (Fr) über 1500 m holt mit Büchel eine Schweizerin Gold an der Hallen-EM. Wie fühlt sich das an? Die junge Frau aus Mosnang SG antwortet so schnell, als habe sie auf die Frage gewartet. «Ich habe dieses Rennen hier ja gewinnen wollen.» Keine Spur von Arroganz, dafür ist man als Mädchen vom Land zu scheu. Es ist Selbstvertrauen. Die wichtigste Voraussetzung für solch grosse Erfolge.

Anlauf dafür nahm Büchel vor einem Jahr bei der Hallen-WM in Sopot (Pol), wo sie Vierte wurde. Den vergeigten Halbfinal im August bei der Freiluft-EM in Zürich hat sie abgehakt. Die Lehren gezogen. Noch konsequenter geschuftet.

«Ich habe im Training gegenüber dem Vorjahr einen riesigen Sprung gemacht», sagt Büchel. Erstmals ist sie Anfang Jahr nach Südafrika ins Trainingscamp gereist, hat dort in Potchefstroom auf einer Grasbahn trainiert.

Man siehts: Dort, wo noch im letzten Sommer oberhalb ihrer Hüften eine Schicht Teeniespeck war, ist jetzt ein straffer Bauch, athletisch austrainiert.

Aber ihr Meisterstück schafft Büchel, die in St. Gallen ihr Arbeitspensum als Raumplanerin noch einmal reduziert hat, dank ihres starken Kopfs.

Noch nach dem Halbfinal-Sieg vom Samstag sagte sie zu BLICK: «Ich habe in diesem Lauf alles falsch gemacht – ausser dass ich doch gewonnen habe.» Im Final nun macht sie alles richtig, und es klappt auch so mit dem Sieg! Nicht einmal die Olympia-Dritte von London, Jekaterina Poistogowa, hat im Finish eine Chance.

Und im Sommer? Klar will Büchel ihre Spur auch auf der langen 400-m-Bahn weiterziehen. «Aber ich bin halt schon eine Hallenspezialistin», sagt sie selbstkritisch. «Auf der kürzeren Bahn gibts viel mehr Action. Da ist die Taktik wichtig, da fühle ich mich wohler.»

Unsere Gold-Selina hat nicht bloss «Bomben-Beine», wie sie sagt, sie hat auch Köpfchen.

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