Was will sie? Als Weltnummer 4 dieses Jahres hat Selina Büchel Qualitäten, die ihr fast alle Taktik-Varianten des 800-Meter-Laufs erlauben.
- Die 24-jährige Toggenburger Hallen-Europameisterin ist tempohart, kann also der Konkurrenz auf den zwei Bahnrunden vom Start weg mit einer hohen Pace den Saft aus den Beinen laufen.
- Selina ist aber auch spurtstark, hat schon mehrfach gezeigt, dass sie auch erst auf der Zielgeraden noch an die Spitze vorpreschen kann.
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Büchel setzt gestern in der ersten Halbfinal-Serie auf die vermeintlich sicherere Variante – drückt also vom Start weg auf die Tube. Mit 1:58,63 Minuten läuft sie das zweitschnellste Rennen ihrer Karriere, wird aber auf den letzten zehn Metern von einem Duo noch hauchdünn abgefangen. Reicht das für den Final vom Samstag?
Eine Viertelstunde lang heisst es im Vogelnest zittern. Doch Selinas Tempolauf hat den beiden nachfolgenden Halbfinals die freie Taktikwahl genommen: Bummeln verboten!
Prompt saugt Kenias Titelverteidigerin Eunice Sum – ihrerseits aufs Tempo drückend – drei Kolleginnen mit in den WM-Final.
Aus! Vorbei für Selina! «Ich habe alles versucht, aber andere waren heute besser», sagt sie, bevor sie mit der Enttäuschung schlafen geht. Vielleicht träumt sie dabei ja vom Pokern ...
Eines muss der Schweizerin nach der WM in Peking klar sein: Die internationale Konkurrenz schaut auf sie – unauffälliges Davonschleichen gibts nicht mehr. Mit ihrer Taktik in der ersten Serie hat sie sich selbst den Marsch geblasen.