Er hat alles so schön geplant. Lamine Diack, der 82-jährige Senegalese, wollte Ende November bei der IAAF-Gala nicht bloss die beste Athletin und den besten Athleten des Jahres auszeichnen, sondern nach der Amtsübergabe im August an Sebastian Coe nochmals sich selbst zelebrieren.
Lord Coe sagte die Gala im Fürstentum bereits ab. Und Diack steht täglich stärker im Zwielicht. Neue Vorwürfe richten sich nicht nur gegen den Leichtathletik-Boss, sondern auch gegen seine zwei Söhne.
Zwar gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung. Nachdem sich aber die französische Polizei mit Diack wegen des Verdachts auf Korruption, Bestechung und Geldwäsche befasst, brennts am Verbandssitz in Monaco lichterloh (BLICK berichtete).
Am Montag in Genf will der Kanadier Dick Pound als Leiter einer unabhängigen Untersuchungskommission erste Untersuchungsergebnisse zuhanden der Welt-Antidoping-Agentur Wada präsentieren.
Einen Vorgeschmack serviert die gut informierte Website «Insidethegames» bereits jetzt. Im Zentrum stehen zwei Fälle:
Fall 1: «Es wird behauptet, dass Diacks zwei Söhne, Papa Massata und Khalil, im November 2012 von der türkischen 1500-m-Siegerin von London, Asli Cakir Alptekin, 500'000 Dollar verlangt hätten, doch sie hat nicht gezahlt. Alptekin wurde im April 2013 wegen abnormalen Blutwerten für acht Jahre gesperrt und Olympia-Gold aberkannt.»
Die Wada glaubt zu wissen, dass die Diack-Familie ihre Geldtransfers via die Firma «Black Tidings» in Singapur abgewickelt habe. Vater Lamine soll von einem IOC-Mitglied mehrfach auf die Aktivitäten seiner Söhne angesprochen worden sein, habe aber nichts unternommen.
Fall 2: «Im Wada-Report wird behauptet, dass die Russin Lilja Schobukwa, dreifache Gewinnerin des Chicago-Marathons und letztjährige London-Marathon-Siegerin, ihrem Coach Alexei Melnikow 569'000 Dollar bezahlt habe. Melnikow handelte für Black Tidings als Mittelsmann. Walentin Balachnitschew, damaliger Präsident des russischen Leichtathletik-Verbandes und Schatzmeister der IAAF, wusste von der Zahlung. Kurz nach diesem Geldtransfer sei Black Tidings liquidiert worden.»
Weiter schreibt «Insidethegames»: «Papa Massata Diack trat im vergangenen Dezember als IAAF-Marketing-Verantwortlicher zurück, nachdem bekannt geworden ist, dass er von Katar für die WM-Kandidatur 2017 fünf Millionen Dollar – 440'000 davon in bar – verlangt habe.»
Übrigens: Die WM 2017 findet ausgerechnet in London statt.