Werner Günthör (56), Kugelstoss-Weltmeister 1987, 91 und 93
«Ich rede nicht so gerne von Superlativen. Klar, Usain Bolt hat die Leichtathletik geprägt und war ein aussergewöhnlicher Sportler. Aber solche Figuren gab es schon früher. Zum Beispiel Carl Lewis. Der hat auch alles gewonnen, heute redet aber kaum noch jemand von ihm. Bolts Vorteil war zudem, dass er über 100 Meter, 200 Meter und mit der jamaikanischen Staffel triumphieren konnte. So sammelst du natürlich extrem viele Medaillen. Ein genauso überragender Athlet wie der ehemalige tschechische Speerwerfer Jan Zelezny hatte diese Möglichkeit nicht. Er hatte pro Grossanlass nur eine Chance, zu brillieren. Auch wenn ich persönlich kein grosser Fan von Showeinlagen bin, bei Bolt hat es gepasst und wirkte nicht aufgesetzt. Sonst ärgert es mich nur, wenn Leute blödeln, um bekannter zu werden.»
Salomé Kora (23), 100-m-Halbfinalistin, Staffel-Girl
«Es macht mich natürlich unheimlich stolz, dass ich hier in London zum ersten Mal bei der WM dabei sein kann – ausgerechnet wenn es Usain Bolts letzte ist. Das ist schon sehr speziell. Ich habe Usain mit seinen grandiosen Auftritten immer bewundert und bin ein Riesen-Fan von ihm. Und jetzt sind wir hier sogar im gleichen Hotel untergebracht, wo auch die Jamaikaner sind. Es ist schon genial: Betritt Usain einen Raum oder die Hotel-Lobby, so ist dieser Raum sofort gefüllt. Dieser Mann hat eine derart starke Ausstrahlung! Das empfinde nicht nur ich selbst – das geht hier allen so.»
Dave Dollé (48), mit 10,16 Sekunden bis 2013 Schweizer Rekordhalter über 100 m
«Was Usain Bolt geleistet hat, ist unglaublich. Als er das erste Mal auftauchte, wusste man schon, dass er etwas kann. Dass er dann aber die Rekorde so pulverisieren würde, konnte man noch nicht erahnen. 2008 unterbot er über 200 Meter den Weltrekord von Michael Johnson. Spätestens da war allen klar: Bolt ist eine Ausnahmeerscheinung, ein Jahrhunderttalent. Doch Bolt war nicht nur sportlich einzigartig. Es war aussergewöhnlich, wie er vor, während und nach dem Lauf dem Publikum eine Show bot. Bolt hat den Sport und die Show perfekt miteinander vereint.»
Alex Wilson (26), 100- und 200-m-Halbfinalist, mit 10,11 und 20,37 Schweizerrekordler
«Auch für einen Superstar geht die Karriere einmal zu Ende. Da ich selbst jamaikanische Wurzeln habe, weiss ich genau, wie die Leute von der Reggae-Insel ticken. Ich bin extrem dankbar, dass ich als Schweizer Sprinter selbst zweimal bei Weltmeisterschaften starten durfte, wo Usain Bolt der grosse Star war. Die Leichtathletik muss Usain dankbar sein. Er hat den Sport vom reinen, oft sehr ernsten Wettkampf zu einer Show gemacht, zu einem Unterhaltungs-Event. Er hat die Stadien gefüllt, davon haben auch ich und alle anderen Athleten profitiert. Deshalb will ich zum Abschluss seiner Karriere auch nicht seine Bogenschützen-Pose nachahmen. Das ist Usains Markenzeichen, das gehört ihm ganz allein. Ich käme mir dabei vor wie ein billiger Clown.»
Géraldine Ruckstuhl (19), 7-Kampf 12., Schweizer Rekordhalterin
«Unglaublich, ich bin zum ersten Mal an einer WM der Grossen. Schon das ist für mich sehr speziell. Aber mein grösstes Erlebnis hatte ich, gleich nachdem ich in London ankam und im Tower-Hotel eingecheckt hatte. Ich ging kurz ans Buffet, um nach dem Flug und vor der Schweizer Pressekonferenz noch etwas Kleines zu essen. Ich habe mich schön in die Reihe der Athleten gestellt. Dann habe ich mich kurz umgedreht: Da steht Usain Bolt, direkt hinter mir. Träume ich? Nein, er ist es wirklich. Es hat mich sehr beeindruckt, wie der Superstar ganz normal mit dem Jamaika-Team im Athleten-Hotel wohnt. Ohne Allüren – nicht in der exklusiven Suite eines Luxushotels.»
Mujinga Kambundji (25), WM-10. über 100 m, Schweizerrekordlerin mit 11,07
«Es ist jedes Mal sehr speziell, bei Meetings oder Meisterschaften dabei zu sein, wo auch Bolt auftritt. Er wirkt auf das Publikum wie ein Magnet. Super-Stimmung in den Stadien ist garantiert. Und ich habe mich dabei kein einziges Mal wie eine belanglose Statistin gefühlt. Und anderen Athleten gegenüber tritt Usain ja nie arrogant auf. Da gibt er sich ganz normal, ist einer wie wir. Halt einfach ein bisschen schneller. Wir alle haben von Usain Bolt in den letzten Jahren profitiert.»