Lea Sprunger zeigt Horror-Hotel in Doha
1:05
Skandal-Zustände bei der WM:Lea Sprunger zeigt Horror-Hotel in Doha

Schimmel, Kakerlaken, Intim-Kamera
Skandal-Zustände an der WM in Katar!

Als «skandalös» und «schockierend» wird die Leichtathletik-WM in Doha von den anwesenden Athleten und Athletinnen beschrieben. Von den Unterkünften bis zu den Bedingungen im Stadion sei nichts einer Weltmeisterschaft würdig.
Publiziert: 30.09.2019 um 12:04 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2019 um 08:07 Uhr
1/14
Sarah Atcho beklagt sich über das Hotel, in dem die Schweizer Delegation untergebracht ist.
Foto: keystone-sda.ch
Jari Krucker

Prunkvolle Fünf-Sterne-Hotels, reihenweise Luxus-Sportwagen und superreiche Scheichs – denkste! Die Leichtathletik-WM zeigt ein anderes Bild des vermeintlichen «Traum-Ferienort» Doha auf. «Das Gebäude fällt beinahe auseinander. Der Boden ist nass und die Wände sind schimmlig», beschreibt die Schweizer Sprinterin Sarah Atcho (24) den Zustand des Ezdan Hotels, in dem die Schweizer Delegation logiert, gegenüber «Le Matin». Im Zimmer lasse es sich auch nicht gut entspannen. Dieses sei ausserordentlich klein und «das Bett und die Vorhänge sind übersät von komischen Flecken».

Als würde die Erholung unter diesen Umständen nicht schon genug leiden, sind die Athleten und Athletinnen gemäss Atcho auch dazu gezwungen, auswärts essen zu gehen. Die Speisen im Hotel-Restaurant seinen absolut ungeniessbar. «Es ist skandalös!», fasst die Sprinterin zusammen. Landsfrau Lea Sprunger (29) hofft: «Hoffentlich wird die Kritik der Athleten ernst genommen und es wird entsprechend gehandelt.» Die beiden wissen, dass sie nicht die einzigen sind, die unter den widrigen Umständen leiden.

Auch Schweden und Russland haben ihre Unzufriedenheit über die Unterkunft zum Ausdruck gebracht. Norwegen ging gar noch einen Schritt weiter und verliess das Hotel. Die Niederlande hat es ebenfalls übel erwischt. Die zweimalige Weltmeisterin Dafne Schippers beklagt sich auf Instagram über Kakerlaken im Zimmer. Dazu veröffentlicht sie Vergleichsbilder davon, wie das Hotel im Internet angepriesen wird und wie es in der Realität aussieht. Der Unterschied ist frappant.

Fragwürdige Kameraeinstellung

Als wären diese Rahmenbedingungen nicht schon schlimm genug, wartet auf die Athleten im Khalifa Stadion weiterer Ärger – in Form der neuen Startblock-Kamera. Vor allem den Athletinnen ist diese ein Dorn im Auge. Die Deutsche Gina Lückenkemper (22) beklagte sich öffentlich über die neuen Kameras. Beim Drübersteigen in der knappen Sportbekleidung würden zu intime Einblicke gewährleistet.

«Da war bestimmt keine Frau an der Entwicklung beteiligt», sagt die Vize-Europameisterin gegenüber «Bild». Der Deutsche Leichtathletik-Verband nahm Lückenkempers Beschwerde auf und reichte sie beim Weltverband IAAF ein – mit Erfolg. «Der Verband hat uns versichert, dass die Bilder in der Regie während wir in den Startblock gehen, geschwärzt werden», erklärt Lückenkemper. Der Zuschauer bekommt von unten nun also nur noch die angespannten Gesichter der Läufer kurz vor dem Start zu sehen.

Kaum Zuschauer im Stadion

Wie viele TV-Zuschauer es effektiv sind, die diese Bilder sehen? Wohl mehr als jene, die das Spektakel auf der Tartanbahn vor Ort mitverfolgen. 40'000 begeisterte Leichtathletik-Fans hätten Platz im Stadion. Die Ränge bleiben jedoch mehrheitlich leer. Woran liegt das? Nicht an der Hitze. Das Stadion wird durch unzählige Klima-Düsen auf angenehme Temperaturen heruntergekühlt.

Es reisen aber kaum Fans aus dem Ausland an. Diese liessen sich von Berichten über Korruption bei der WM-Vergabe und der menschenverachtenden Ausbeutung von Arbeitern abschrecken. Die Einheimischen sind auch nicht sonderlich erpicht auf Leichtathletik. Diese Tristesse gipfelte im 100-Meter-Final der Frauen. Nur ein paar wenige Nasen verirrten sich ins Stadion. «Ich muss zugeben, als ich ins Stadion lief dachte ich ‹sind das wirklich die Weltmeisterschaften?›», sagte Denise Lewis (47), ehemalige britische Olympiasiegerin im Siebenkampf. Lewis: «Es ist absolut schockierend!»

Dank Schlupfloch an WM

Mehr Glück hatten die Männer. Rund 10'000 Zuschauer wollten sich den 100-Meter-Final nicht entgehen lassen. Der Königsdisziplin hängt dennoch ein fader Beigeschmack nach. Der Grund: Goldmedaillengewinner Christian Coleman (23).

Dreimal drückte sich der Amerikaner im Vorfeld der WM vor Dopingkontrollen. Eine einjährige Sperre drohte. Rechtzeitig zum Beginn der WM in Doha wurde der Fall Coleman jedoch ad acta gelegt. Colemans Anwalt sei Dank. Dieser fand ein Schlupfloch in den Reglementen. So konnte eine Ungenauigkeit in den Daten der verpassten Tests nachgewiesen werden. Colemans Startberechtigung stand somit nichts mehr im Weg. Ganz zum Ärger der Athleten.

«Traurig, wenn die Leute über mich urteilen»

«Stell dir vor, du brichst eine Regel, die grosse Konsequenzen nach sich zieht, nur um dann eine neue Regel zu entdecken, die alles wieder aufhebt. Das ist unglaublich!», schreibt beispielsweise die Langstreckenläuferin Kara Goucher (41) auf Twitter. Auch ausserhalb der Leichtathletik konnte man die Starterlaubnis für Coleman nicht nachvollziehen. So sagt der ehemalige britische Bahnfahrer Callum Skinner (27): «Dieses Schlupfloch muss geschlossen werden.»

Coleman sieht sich selber als Opfer in der ganzen Geschichte. «Es ist traurig, wenn die Leute über mich urteilen, ohne mich zu kennen», so der 23-Jährige gegenüber «BBC». Er beteuert: «Ich habe in den letzten Jahren bewiesen, dass ich ein Typ bin, der alles richtig macht.» Über die 200 Meter wird für Coleman keine Medaille mehr dazu kommen. Er verzichtet auf diesen Wettkampf.

Die Schweizerin Sarah Atcho hingegen steht über diese Distanz am Montag im Einsatz. Eine Medaille wäre bei ihr jedoch eine Überraschung.

Leichtathletik-WM in Katar

In Doha findet vom 27. September bis 6. Oktober die 24. Leichtathletik-WM statt.  Ein sportliches Grossereignis!  Mit dem BLICK-Newsticker verpassen Sie keine Entscheidung im Kampf um die Medaillen.

Die diesjährige WM findet in der Hauptstadt von Katar statt.

In Doha findet vom 27. September bis 6. Oktober die 24. Leichtathletik-WM statt.  Ein sportliches Grossereignis!  Mit dem BLICK-Newsticker verpassen Sie keine Entscheidung im Kampf um die Medaillen.

1/26
Die Schweizer an der WM in Doha: Alex Wilson (100 Meter/200 Meter).
Foto: keystone-sda.ch
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?