Nicht nur die Schweizer Leichtathletik hat zurzeit einen Rassismus-Eklat (Sprinter Pascal Mancini). Auch in Italien wird derzeit stark diskutiert. Was ist geschehen?
Die dunkelhäutige italienische Diskuswerferin Daisy Osakue ist am Sonntagabend gerade auf dem Heimweg in ihrer Heimatstadt Moncalieri im Piemont. Plötzlich wird die 22-Jährige aus einem vorbeifahrenden Fiat von zwei Männern mit Eiern beworfen.
Osakue, die in Turin geboren wurde und nigerianische Eltern hat, wird übel am Auge verletzt – und ist ob der Attacke schockiert. In einem Interview mit «Sky» äussert sich die aktuell 15. der europäischen Jahresbestenliste.
«Sie haben nichts gesagt. Es ist ein purer Akt der Feigheit. Sie haben einfach die Eier geworfen. Ich spiele nicht gerne die rassistische Karte, aber dieses Mal ist es so. Dort ist ein Gebiet mit farbigen Prostituierten. Meiner Meinung nach hielten sie mich für eine von ihnen», sagt Osakue.
Zu ihrem Glück muss sich Daisy keiner Augenoperation unterziehen und hofft, trotzdem an der EM nächste Woche in Berlin teilnehmen zu können. Die Attacke gibt bis in die höchsten Kreise Italiens zu diskutieren.
«Italien droht Rückkehr ins Mittelalter»
Premierminister Giuseppe Conte ruft Osakue am Montag an. Gemäss Medienberichten sagt er: «Ich habe Daisy meine Solidarität und jene der Regierung ausgedrückt. Sie ist Opfer einer verwerflichen Geste geworden. Ich habe ihr gewünscht, dass sie sobald wie möglich ihre sportliche Tätigkeit wieder aufnehmen kann.»
Juventus Turin wünscht Osakue viel Glück und Hoffnung via Tweet. Goalie-Legende Gianluigi Buffon twittert «Forza Daisy». Die italienische Top-Volleyballerin Valentina Diouf warnt ihrerseits: «Italien droht eine Rückkehr ins Mittelalter.»
In Italien wird derzeit stark diskutiert, ob die populistische Regierung mit dem harten Einwanderungskurs den Rassismus im Land nährt. (rib)