Ein junger Schweizer Marathonläufer hat einen grossen Traum. Adrian Lehmann (26) möchte an die Olympischen Spiele nach Rio.
Er ordnet alles diesem einen Ziel unter. In seiner WG hat er auf dem Balkon Generatoren installiert. Und Schläuche in seine Stube gezogen. Mit dem speziellen Luft-Gemisch soll die Höhenlage von 2500 Metern über Meer simuliert werden.
Er arbeitet, um sich seinen Traum zu erfüllen. Er ist keiner dieser verwöhnten Pussy-Fussballer, die auf Händen getragen werden.
Weil ein Marathonläufer auf diesem Niveau nur zwei bis drei Rennen pro Jahr laufen kann, hat er genau eine Chance, um sein grosses Ziel zu erreichen. Ein Sprinter oder ein Schwimmer kann von der körperlichen Wettkampfbelastung her jede Woche einen neuen Limiten-Anlauf nehmen.
Lehmann setzt auf die Karte Zürich. Er engagiert auf eigene Kosten zwei junge kenianische Tempomacher. Er weiss, dass er die 2:14 Stunden für die Rio-Limite in den Beinen hat.
Und dann kommt der Winter. Die Kälte, Schneeschauer.
Lehmann läuft und läuft, holt im Schneesturm alles aus sich raus. Aber er ist bei diesen Bedingungen chancenlos. Auch, weil seine beiden kenianischen Tempomacher ebenfalls Opfer der Kälte und der garstigen Bedingungen werden.
Sein Traum bröckelt mit jedem Kilometer. Im Ziel ist der durchfrorene Lehmann ein Häuflein Elend. Er weint hemmungslos in die «SRF»-Kamera. Auch der gleichaltrige Julien Lyon schafft die Limite nicht.
Eine zweite Chance gibt es nicht. Oder doch? BLICK schlägt vor, dass man hier Gnade vor Recht ergehen lässt.
Liebe Selektionäre von Swiss Olympic und Swiss Athletics, gebt Lehmann und Lyon noch eine Chance! Zeigt Grösse gegenüber zwei idealistischen, jungen Sportlern, denen die Zukunft gehört und die Nachfolger von Viktor Röthlin werden können.
So könnte das gehen: Sowohl Adrian Lehmann als auch Julien Lyon haben die Halbmarathon-Limite für die Leichtathletik-EM in Amsterdam erfüllt. Lehmann ist in diesem Jahr 1:04:29 Stunden gelaufen, Lyon 1:05:34. Wer vor den beiden am 10. Juli in Amsterdam der Bessere ist und dabei unter 65 Minuten bleibt, bekommt das neben Tadesse Abraham und Christian Kreienbühl noch freie dritte Marathon-Ticket für Rio.
Von der international festgesetzten Olympia-Limite her wäre das übrigens kein Problem: Der Internationale Leichtathletik-Verband IAAF verlangt von den Marathon-Olympia-Startern als Minimum 2:19 Stunden. Sowohl Lehmann als auch Lyon haben das geschafft.