Sie hätte am Sonntag ja auch in die Höhe von La Chaux-de-Fonds fahren können, um auf 1000 m.ü.M. eine Super-Zeit hinzuzaubern, sagt Mujinga Kambundji (26). «Aber das interessiert mich nicht. Ich will die guten Zeiten bei grossen Meetings oder Meisterschaften laufen.»
Und die schnellste Frau der Schweiz hält in Lausanne Wort: 11,03 Sekunden – den eigenen 100-m-Schweizerrekord um vier Hundertstel verbessert, nur noch vier Hundertstel vom exklusiven Klub der 10-Sekunden-Sprinterinnen weg. Noch wichtiger: Mujinga verliert lediglich eine Hundertstel-Sekunde auf Europas Sprint-Chefin Dafne Schippers (Ho).
«Ich habe unterwegs realisiert, wie nahe ich an den Besten dran bin. Darum habe ich mich auf den letzten Metern wohl ein bisschen verkrampft», sagt unser Berner Sprint-Blitz. «Aber es ist ja schön, dass der Lauf noch nicht perfekt war. So weiss ich, dass es bis zur EM im August noch schneller geht.»
Mujinga gibt der zweiten Schweizer Weltklasse-Frau, Lea Sprunger, an diesem Abend Unterricht. «Krass, was Mujinga in diesem Hunderter geleistet hat. So nahe bei den Weltbesten dran», staunt Lea nach ihrem 400-m-Hürdenrennen fast etwas neidisch. Sprunger selbst hat zuvor zwar Massarbeit geleistet, mit 54,79 Sekunden die Europa-Bestleistung 2018 um eine Hundertstelsekunde an sich gerissen. «Aber mein Rennen war nicht gut. Ich bin zwischen 200 und 300 Metern viel zu passiv gelaufen.» Zum erhofften Schweizerrekord fehlt eine halbe Sekunde.
Und Sprunger muss weiter staunen. Denn nach dem 100er steht Mujinga in der Mixed Zone den Journalisten geduldig Red’ und Antwort, bloss noch eine Viertelstunde hat sie Zeit für die Staffel-Vorbereitung. Und dann explodiert sie gleich nochmals mit einem sensationellen Sprint in der zweiten Kurve. Mit Ajla del Ponte, Sarah Atcho und Salomé Kora pulverisiert sie den Schweizerrekord mit 42,29 um 21 Hundertstel. 2018 die drittbeste Zeit weltweit!
Gegen so viel Frauen-Power sind Jason Joseph, Julien Wanders und Alex Wilson auf verlorenem Posten. Vor allem Alex Wilson enttäuscht, mit 27 Jahren zwar ein alter Hase. Er will wohl «ums Verrecken» über 200 Meter nahe an die 20 Sekunden kommen.
Alex mag auf den Startschuss kaum noch warten. Am Sonntag beim 100er in La Chaux-de-Fonds wurde er wegen Fehlstarts disqualifiziert. In Lausanne kommt er mit der Gelben Karte und einem blauen Auge davon. Und die 20,65 Sekunden sehen umso schlechter aus, weil der Ami Noah Lyles das Rennen in der Fabelzeit von 19,69 gewinnt.