Nicht als Ausrede
Hussein hat vor EM Verletzung verheimlicht

Kariem Hussein ist ein Ehrenmann. Die Probleme mit einem verstauchten Fussgelenk verrät er erst nach seiner EM-Bronze. Nicht als Ausrede!
Publiziert: 10.07.2016 um 08:59 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:57 Uhr
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Hussein: «Vor dem Meeting in Luzern Mitte Juni bin ich im Training mit dem linken Fuss umgeknickt.»
Foto: Keystone
Carl Schönenberger

Als Selina Büchel am Samstag um 21.40 Uhr in Amsterdam ihren 800-m-Final läuft, ist Kariem Hussein gerade eben in Zürich gelandet. Der 27-jährige Europameister über 400 m Hürden von Zürich und EM-Dritte von Amsterdam nützt jeden Tag, um sich für Olympia in Rio optimal vorzubereiten.

Dass es gegenüber Amsterdam für die verbleibenden vier Wochen noch Reserven gibt, hat Kariem erst am Freitagabend nach seinem Bronze-Lauf erklärt: «Die letzten Wochen sind für mich sehr schwierig gewesen. Vor dem Meeting in Luzern Mitte Juni bin ich im Training mit dem linken Fuss umgeknickt.» Dass er seither immer mit einem fest getapten Sprunggelenk zum Training erschien, haben höchstens ein paar ganz enge Trainingskumpels gemerkt.

Anstatt frühzeitig eine Ausrede für den Fall der Fälle aufzutischen, beisst Kariem auf die Zähne, ist in Luzern gar noch 49,47 Sekunden gelaufen.

Noch am Donnerstag, vor dem ersten EM-Einsatz sagt Trainer Flavio Zberg: «Kariem ist bereit. Ja, es ist alles okay.» Schliesslich soll die Meldung einer Fussverletzung seine Gegner nicht «schärfer» machen. Kariem hat geschwiegen, um vor dem Rennen keine schlechten Gedanken im Kopf zu haben.

Die Innerschweiz bringt dem Aushängeschild von Swiss Athletics nicht zum ersten Mal Pech. Es ist Freitag, der 7. August 2015. Schweizermeisterschaft in Zug. Zwei Tage vor Abflug an die WM nach Peking. Kariem setzt sich in Zürich am Nachmittag ins Auto, um nach Zug zu fahren. Noch in der Stadt schneidet ihm ein unvorsichtiger Roller-Fahrer den Weg ab.

«Ich bin auf die Klötze gegangen. Schon hats geknallt», erzählt Kariem Wochen später unter vier Augen. Obwohl er bereits in Zug hätte sein sollen, kümmert sich der Medizinstudent um den auf der Strasse liegenden Rollerfahrer. Erst als er merkt, dass dem nicht viel passiert ist, ruft er die Polizei.

Schuld am Crash hat er keine. Sein Auto ist nicht mehr fahrtauglich. Im letzten Moment chauffiert ihn ein Kollege zum 400-m-Hürden-Vorlauf an die Schweizermeisterschaft. Ohne einzulaufen rennt er 50,02 und einen Tag später im Final 48,45 Sekunden – seine beste Zeit je.

Gut also, finden die Olympischen Spiele in Rio statt und nicht in Zug oder Luzern.

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