Nächste Chance nach München-Abschiffer
Wann wird unsere Frauen-Staffel wieder schnell?

In München war die Enttäuschung riesig. In Lausanne bekommen die Schweizer Sprint-Frauen die Gelegenheit, zu zeigen, dass sie stärker sind als zuletzt gezeigt. So oder so werden in den nächsten Wochen ein paar Fragen beantwortet werden müssen.
Publiziert: 26.08.2022 um 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2022 um 22:32 Uhr
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Blankes Entsetzen: Am vergangenen Freitag scheitert die Schweizer Sprint-Staffel der Frauen im Vorlauf.
Foto: keystone-sda.ch
Emanuel Gisi

Manchmal ist es gut, wenn man gleich wieder ran darf. Die Schweizer Staffel-Frauen sind so ein Fall: Letzten Freitag in München im EM-Halbfinal überraschend und deutlich gescheitert, bekommen sie sieben Tage später bei Athletissima in Lausanne die Gelegenheit zur Wiedergutmachung. Zumindest zum Teil. Eine Medaille, immerhin das grosse Ziel in München, werden die Schweizerinnen im Nachhinein nicht mehr gewinnen können. Aber sie können zeigen, dass sie besser sind als das, was sie im Olympiastadion von 1972 auf die Bahn legten.

Kambundji gegen den Rest der Welt

An der EM dominierte Mujinga Kambundji (30) mit Gold (200 m) und Silber (100 m). Bei Athletissima in Lausanne trifft die europäische Sprint-Königin am Freitag über 100 m nun auf ein noch einmal deutlich hochkarätigeres Feld: Mit den Jamaikanerinnen Elaine Thompson-Herah, Shelly-Ann Fraser-Pryce und Shericka Jackson, den Amerikanerinnen Aleia Hobbs, Tamari Davis und Twanisha Terry und der Ivorerin Marie-Josée Ta Lou sind alle sieben Konkurrentinnen in dieser Saison schon schneller gelaufen als die Bernerin, die im Juni den Schweizer Rekord auf 10,89 schraubte. Neben dem 100er tritt Kambundji auch mit der 4x100-m-Staffel an.

An der EM dominierte Mujinga Kambundji (30) mit Gold (200 m) und Silber (100 m). Bei Athletissima in Lausanne trifft die europäische Sprint-Königin am Freitag über 100 m nun auf ein noch einmal deutlich hochkarätigeres Feld: Mit den Jamaikanerinnen Elaine Thompson-Herah, Shelly-Ann Fraser-Pryce und Shericka Jackson, den Amerikanerinnen Aleia Hobbs, Tamari Davis und Twanisha Terry und der Ivorerin Marie-Josée Ta Lou sind alle sieben Konkurrentinnen in dieser Saison schon schneller gelaufen als die Bernerin, die im Juni den Schweizer Rekord auf 10,89 schraubte. Neben dem 100er tritt Kambundji auch mit der 4x100-m-Staffel an.

«Bald machen wir euch stolz», schreibt Salomé Kora auf Instagram. «Auf zum nächsten Einsatz.» Das Bild, das sie dazu postet, spricht Bände. Es zeigt das Staffelquartett nach dem Ausscheiden, die Fassungslosigkeit ist Kora und ihren Teamkolleginnen Ajla Del Ponte, Géraldine Frey und Melissa Gutschmidt anzusehen. Mujinga Kambundji wurde wegen des 200-m-Finals am Abend geschont.

Dass sie es eigentlich können, haben sie in diesem Jahr schon bewiesen. Im Juni in Stockholm lief das Schweizer Quartett die 4x100 m in 42,13 Sekunden. Eine Zeit, die an der EM zu Gold gereicht hätte. Es wäre ein versöhnlicher Abschluss, wenn die Schweizerinnen noch einmal in diese Dimension vordringen könnten.

Bei den Wechseln hakte es zuletzt

So oder so aber wird man nach der Saison über die Bücher gehen müssen. Schon vor dem München-Absturz hatte die Staffel an der WM in den USA mit Platz 7 die eigenen Erwartungen nicht erfüllt, in Tokio gab es 2021 Olympia-Rang 4. Gemeinsamer Nenner bei allen drei Grossanlässen: Unsaubere Wechsel, die viel Zeit kosteten.

Darum wird diskutiert werden müssen, ob wieder mehr ins Technik-Training investiert werden muss. «Die grosse Analyse braucht ein bisschen Zeit», hatte Adrian Rothenbühler, seit dieser Saison Coach der Sprint-Staffel, nach dem EM-Out gesagt. Man habe im Training nicht weniger an den Wechseln gearbeitet als im Vorjahr. «Aber vielleicht wird man auf einem Auge etwas blind, weil wir gerade letztes Jahr so schnell waren.»

Fragen über Fragen

Es wird diskutiert werden müssen, wie Weltklasse-Athletinnen wie Kambundji oder Del Ponte künftig eingebunden werden. Ob man das Staffelprogramm etwa mehrgleisig fährt, mit mehr und intensiveren Modulen für jüngere und weniger renommierte Athletinnen und lockererem Rhythmus für die Stars. Man wird sich fragen müssen, ob es ein Fehler war, für die EM die routinierte Sarah Atcho zuhause zu lassen, die in Eugene ihren Job als Kambundji-Ersatz solide erfüllte. Gleichzeitig ist die Frage berechtigt: Wann, wenn nicht im EM-Vorlauf, sollen junge Athletinnen ihre Chance bekommen? Oder führt das alles zu weit und waren die Schweizerinnen neben Kambundji einfach nicht in bester Verfassung?

Fragen über Fragen. Beim Verband will man vor Athletissima noch nicht so weit nach vorne blicken. «Ziel ist ein sauberer Lauf mit drei guten Wechseln», heisst es auf Anfrage. Von Kambundji gabs übrigens noch an der EM Rückendeckung für die Teamkolleginnen und eine Ankündigung. «Es ist ein schwieriges Jahr für die Staffel, wir haben ein bisschen einen Durchhänger», sagte sie nach ihrem Sieg über 200 m. «Aber der Zusammenhalt ist da, wir sind nächstes Jahr wieder zurück.»

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