Letzten Samstag, bei ihr zu Hause in Langnau BE. Erstmals seit dem Herbst 2015 kauert Noemi Zbären (23) wieder wettkampfmässig in einem Startblock und wartet auf den «Chlapf» der Pistole. Vor den Augen ihrer Familie, vieler Freunde, Bekannter und Fans flitzt sie über die zehn 84 Zentimeter hohen Hürden. 13,17 Sekunden lautet im Ziel ihre Zeit.
Eigentlich für Noemi nichts Besonderes. Sie ist schon viel schneller gerannt. «Aber nach einjähriger Verletzungspause durch meinen Kreuzbandriss bin ich über die Zeit erstaunt», sagt sie. «Ich habe nicht gewusst, wo ich stehe. Und das Rennen ist für mich nach der langen Pause sehr emotional gewesen – schwierig, mich voll zu konzentrieren.»
Umso erstaunlicher die Leistung – aber ein neuerlicher Beweis für Zbärens Extraklasse. Neben ihrem Masterstudium in Mikrobiologie und Immunologie hat sie also auch das «tiefe mentale Loch» – wie sie selbst sagt – und die erste schwere Verletzung in ihrer Karriere schadlos hinter sich gebracht.
Für eine junge Sportlerin, die seit Jahren im Schnellzug-Tempo an die Spitze aller Alterskategorien schiesst, ist das nicht selbstverständlich. Aber es spricht für Noemis Stärke im Kopf und ihr gutes sportliches Umfeld.
Sturm Richtung WM-Limite
Olympia 2016 in Rio hat die WM-Sechste von 2015 zwar verpasst. Aber seit Samstag nimmt sie Anlauf für die bevorstehenden Welttitelkämpfe in London (4. bis 13. August). Ihre nächste Station ist am Samstag beim Sprint- und Hürdencup in Basel. Im Stadion Schützenmatte laufen die Emotionen vom «Heim-Comeback» in Langnau nicht mehr mit. Noemi wird wieder unbelastet und total fokussiert attackieren und – «anständiges» Wetter vorausgesetzt – in Richtung WM-Limite (12,98) stürmen.
***************************
Noemi Zbären, geb. 12. März 1994
Klub: SK Langnau
Trainerin: Gabi Schwarz
Disziplin: 100 m Hürden
Grösste Erfolge:
2010 Bronze Olympische Jugendspiele
2011 Silber U18-WM
2012 Silber U20-WM
2013 Gold U20-EM
2015 Gold U23-EM
2015 WM-6. In Peking
Persönliche Bestmarke: 12,71 Sekunden