Gestern ist Noemi Zbären in Zürich ins Flugzeug gestiegen. Reiseziel: Tallinn in Estland. Ihre Mission: Noemi will bei der U23-EM am Freitag und Samstag «eine Medaille». Die Emmentalerin aus Langnau formuliert es vorsichtig. Mit ihren 12,85 Sekunden vom 24. Juni in Thun ist Zbären auf der Meldeliste die Nummer 1. Und das Rezept wie man bei europäischen Nachwuchs-Titelkämpfen Gold holt, kennt Noemi ja – 2013 wurde sie in Rieti (It) schon U20-Europameisterin im Hürdensprint.
Wird es in Tallinn für Zbären also eine Art Titelverteidigung? Trainerin Gabi Schwarz lächelt und sagt: «Von U20 zu U23 ist es doch ein ziemlicher Leistungssprung.» Schwarz weiss, wovon sie spricht. Schliesslich hat sie beim SK Langnau schon Lisa Urech gross gemacht. Und Lisa holte 2011 in Ostrava (Tsch) U23-EM-Silber.
Während Urech seither mehr oder weniger dauerverletzt und ihre Karriere mit 25 Jahren wohl zu Ende ist, pirscht sich Noemi immer näher an ihre Klubkollegin heran. Schon fünfmal unter 13 Sekunden lief sie bisher in dieser Saison – bloss Lisas Schweizerrekord von 12,62 scheint noch ausser Reichweite.
Bachelor in Biochemie
Die Mission Tallinn ist für Zbären nur ein Höhepunkt dieser Saison. «Aber an die WM in Peking von Ende August denke ich noch nicht», sagt Noemi. Sie plant weiter. Bereits für Olympia 2016 in Rio hat sie die Weichen gestellt. Vor zwei Wochen hat sie an der Uni Bern ihr Bachelor-Studium in Biochemie erfolgreich abgeschlossen. «Im Herbst beginne ich mit dem Master. Und damit mir genügend Zeit für den Sport bleibt, habe ich die Studiendauer von eineinhalb auf zweieinhalb Jahre verlängern können», sagt Zbären.
Auch den Hürdenlauf über die Lehrbücher beherrscht sie also und wandelt bezüglich Kopfarbeit auf den Spuren von Kariem Hussein.