Leben hing an seidenem Faden
Stabhochspringerin fliegt mit Defibrillator

Vor zwei Jahren kämpfte sie um ihr Leben. Jetzt darf Katharina Bauer (29) an der WM starten. «Mein Beispiel zeigt: Alles ist möglich», sagt die Deutsche.
Publiziert: 26.09.2019 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2019 um 10:29 Uhr
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«Ich sprang unter Lebensgefahr», sagt Katharina Bauer heute.
Foto: picture alliance

Anfang September war Katharina Bauer ausser sich. Vor Freude! «Ich bin gerade fassungslos, denn ich wurde für die WM in Doha nominiert. Mein grosser Traum geht in Erfüllung. Waaahhhnsinnn», schrieb die deutsche Stabhochspringerin auf Instagram.

Dass es Bauer an die WM nach Katar geschafft hat, kommt tatsächlich einem Wunder gleich. Vor zwei Jahren noch bangte sie um ihr Leben, da ihr Herz bis zu 15'000-mal pro Tag zu oft schlug. Obwohl Bauer seit Kindesalter Herzprobleme hat, wurde sie Sportlerin. Zuerst als Kunstturnerin, dann als Leichtathletin. «Man wusste damals noch nicht, dass das so gefährlich ist.» Doch rückblickend sagt sie: «Ich sprang unter Lebensgefahr, von der ich jedoch nichts wusste.»

2018 stellten die Ärzte dann aber fest, dass ihre Probleme zum plötzlichen Herztod führen könnten. Deshalb wurde ihr ein 300 Gramm schwerer Defibrillator eingepflanzt. Im Notfall gäbe dieser einen elektrischen Impuls ab. «Ich würde zwar kurz umfallen, doch der Defibrillator würde mich gleich wiederbeleben», erklärt die Wiesbadenerin.

Wie sich ein solcher elektrischer Impuls anfühlt? Bauer musste es wortwörtlich am eigenen Leib erfahren. «Bei einer Physiobehandlung mit Strom dachte der Defi, ich hätte Kammerflimmern, und griff bei vollem Bewusstsein ein. Ich flog von der Physiobank hoch und hatte das Gefühl, einen Tritt von ­einem Pferd zu bekommen. Das Ganze hatte aber auch sein ­Gutes: Ich weiss jetzt, dass er im Ernstfall funktioniert.»

Nur Aussenseiter-Chancen

Nach der Operation war unklar, wie es mit der Karriere der Deutschen weitergeht. Doch Bauer erholte sich überraschend schnell. Bereits sechs Wochen nach dem Eingriff sprang sie wieder. In diesem Winter schaffte sie in der Halle 4,55 Meter. Eine Leistung, die sie jetzt zum ersten Mal in ihrer Karriere an eine WM bringt.

Wunder dürfen von ihr aber keine erwartet werden. In der Qualifikation am Freitag (ab 16.30 Uhr) zählt sie zu den Aussenseiterinnen. Der Final findet dann am Sonntag statt. In Doha will es Bauer aber nicht nur sich selbst beweisen. Sie möchte auch ein Vorbild für andere sein. «Mein Beispiel zeigt: Alles ist möglich. Vielleicht kann ich andere Leute ­motivieren oder dazu inspirieren, ­immer an sich zu glauben.»

Weitere Kuriositäten zur Leichtathletik-WM

Der Oldie

Jesus Angel Garcia (49)

Als Garcia 1993 erstmals an einer WM teilnahm, war Mujinga Kambundji gerade mal ein Jahr alt. Jetzt startet der spanische Geher bereits zu seinen 13. Welttitelkämpfen. Seine letzte Medaille liegt allerdings schon ein paar Jahre zurück: 2009 holte er in Berlin über 50 km WM-Silber.

Der Ex-Verkäufer

Altobeli da Silva (28)

Dass der Brasilianer, der nach dem Fussballer Alessandro Altobelli benannt wurde, in Doha startet, ist ein Wunder. Früher verteilte er für einen Supermarkt Prospekte. Der Legende nach soll er an einem 10-km-Lauf teilgenommen haben, um ein Mofa zu gewinnen und beim Austeilen Zeit zu sparen. Gewonnen hat er nicht, dafür aber seine Lauf-Leidenschaft. In Doha startet er über 5000 m.

Das Kriegsopfer

Majd Eddin Ghazal (32)

Der Syrer Ghazal trainierte in den letzten Jahren trotz des Krieges stets in seiner Heimat Damaskus. Dass dies gefährlich ist, zeigte sich 2012, als ein Geschoss neben dem Trainingsgelände explodierte. In Doha ist der Hochspringer Aussenseiter im Medaillenkampf. 2017 in London gewann er WM-Bronze.

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Die Schweizer an der WM in Doha: Alex Wilson (100 Meter/200 Meter).
Foto: keystone-sda.ch
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