Sprunger will eine Weltpremiere schaffen
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Léa macht grosse Sprünge
Sprunger will eine Weltpremiere schaffen

Europameisterin Léa Sprunger will als erste Frau in der Geschichte in Riesen-Schritten über die Hürden. In Oslo nimmt sie am Donnerstag einen Anlauf.
Publiziert: 11.06.2020 um 13:28 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2020 um 11:43 Uhr
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Léa Sprunger startet in Oslo in die neue Saison.
Foto: keystone-sda.ch
Emanuel Gisi

Es ist Wettkampftag in Oslo und doch ist alles ein bisschen anders. «Es fühlt sich sehr ungewohnt an», meldet Léa Sprunger (30) am Mittwoch per Telefon aus der norwegischen Hauptstadt. Dort startet die Europameisterin über 400 m Hürden in die neue Saison. Eigentlich wäre ein Diamond-League-Meeting auf dem Programm gestanden, doch die Bislett-Games kommen am Donnerstagabend (20 Uhr, SRF 2 live) auf ungewohnte Weise daher. «Das Hotel ist zum Beispiel fast leer», so Sprunger.

Wegen der Corona-Pandemie sind nur wenige Athleten zugelassen, ein Teil der Wettkämpfe wird als Fern-Duell via TV ausgetragen, Zuschauer sind sowieso keine da. Der norwegische Lokalmatador Karsten Warholm (24) zum Beispiel wird ohne Gegner laufen, aber versuchen, den Weltrekord über 300 m Hürden zu schlagen.

Über dieselbe unkonventionelle Distanz geht auch Sprunger an den Start, sie bekommt mit der Dänin Sara Slott Pedersen (33) und der Norwegerin Amalie Iuel (26) immerhin zwei Gegnerinnen aus Fleisch und Blut an die Seite gestellt. «Ich bin sehr gespannt», sagt sie am Vorabend. «Es fühlt sich schon wie ein Wettkampf an. Ich habe zum Beispiel die Startnummer mit meinem Namen schon bekommen, das war wie sonst bei einem Diamond-League-Meeting. Aber im Stadion wird es schon seltsam werden, denke ich.»

Dass es nicht allzu normal wird, dafür sorgt sie auch selber. Sprunger hat sich etwas einfallen lassen, das vor allem Technik-Füchse begeistern wird: Die 1,83 m grosse Romande will bis zur dritten Hürde im 13er-Rhythmus laufen. Heisst: Für den Weg zwischen den Hürden will sie nur 13 Schritte brauchen. Normal sind 15 oder 16, sie wäre die erste Frau, der das im Wettkampf gelingt. Dafür müsste sie 2,48 m grosse Schritte machen! «Ich werde sehen müssen, was es mich an Energie kostet», sagt sie. Sie und ihr Trainer Laurent Meuwly (45) hätten schon länger mit dem Gedanken gespielt. «Aber wir hatten nie Zeit. Wer weiss, vielleicht ist es etwas, das sich bewährt. Mit der Olympia-Verschiebung haben wir Zeit gewonnen. Zeit, in der wir etwas ausprobieren können.»

Während Sprunger und Selina Büchel (28), die in Oslo über 600 m startet, also bereits im Angriffsmodus sind, lassen es andere noch etwas gemächlicher angehen. Mujinga Kambundji (27) trainiert derzeit zuhause in Bern, wird am 9. Juli bei den «Inspirational Games», dem Ersatz für Weltklasse Zürich antreten, und danach am 24. Juli beim Citius-Meeting in Bern. Für Hürden-Mann Kariem Hussein (31) wird Bern (über 400 m flach) der erste Einsatz des Jahres sein. Auch Hürden-Sprinter Jason Joseph (21) hat sich dort angekündigt, vorher will er am 3. Juli in Luzern laufen. Bereits den ersten Einsatz hinter sich hat Langstrecken-Mann Tadesse Abraham (37), der am Mittwoch in Genf die 1500 m unter die Füsse nahm. Am Samstag bereits starten in Langenthal unter anderem Noemi Zbären (26), Angelica Moser (22), Géraldine Ruckstuhl (22) oder Silvan Wicki (25).

Sehr entspannt geht Alex Wilson (29) mit der pandemiebedingten Saisonabsage um. Der Basler ist zuhause bei seiner Familie und wird ausser dem «Weltklasse»-Fernduell im 200-m-Lauf im Zürcher Letzigrund am 9. Juli dieses Jahr gar keine Wettkämpfe bestreiten.

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