Es geht um Geldwäsche, bandenmässige Kriminalität, Korruption und Doping: Der Fall um Lamine Diack (87), von 1999 bis 2015 während 16 Jahren Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes, ist eine äusserst schmutzige Angelegenheit. Am Montag begann in Paris endlich der Prozess, der bereits zweimal verschoben worden war.
Die Vorwürfe: Diack soll Bestechungsgelder erpresst haben, um positive Dopingtests verschwinden zu lassen. 23 russische Sportler sollen an den Senegalesen bis zu 640'000 Franken bezahlt haben, um bei Olympia in London und der WM 2013 in Moskau an den Start gehen zu können. Die russische Läuferin Lilya Shobukhova etwa sagte am Montag aus, dass sie rund 430'000 Franken bezahlt habe – einen grossen Teil davon habe sie zurückbekommen, als sie trotz der Zahlung gesperrt worden sei.
Insgesamt soll der senegalesische Funktionär mit seinen Komplizen auf diese Weise 3,7 Mio. Franken Schmiergeld kassiert haben.
Der Ex-Funktionär soll ein ganzes korruptes Netzwerk kontrolliert haben und zum Beispiel auch bei der Vergabe der Olympischen Sommerspiele nach Rio 2016 und Tokio 2020 mitgemauschelt haben. 1,5 Mio. US-Dollar sollen aus Brasilien an Diack gegangen sein, 3,5 Mio. Euro aus Japan.
Sohn ist mitangeklagt
Immer dabei: Papa Massata Diack, der Sohn des Ex-Präsidenten. Wo der Senior als Repräsentant die Geschäfte einfädelte, sei der Junior der Mann fürs Grobe gewesen, heisst es. Papa Massata Diack ist mitangeklagt, vor Gericht steht er in diesen Tagen nicht. Er ist in der Heimat Senegal geblieben, von wo er nicht ausgeliefert werden kann.
Am Mittwoch soll nun aber Lamine Diack, der 87-jährige Hauptangeklagte. aussagen. Zu erwarten ist, dass er seine Unschuld beteuert. Der Prozess sei «Teil einer Verschwörung», erklärte er früher. «Ich werde der Welt zeigen, dass ich kein Bandenchef bin, der Athleten freispricht», sagte er im Januar, als der Prozess zuletzt verschoben wurde. «Ich bedauere die Verzögerung natürlich. Ich dachte, wir würden schnell vorankommen, damit meine Rückkehr nach Hause näher rückt.»
Dort würde er eigentlich gerne Staatspräsident werden. Ob das noch realistisch ist? Die Mittel hätte er: Die Ermittler werfen ihm vor, bei einer Zahlung von mehr als einer Million Franken aus Russland für Wahlkampagnen im Senegal mitgemischt zu haben.