Erinnern Sie sich an Usain Bolt? An Donovan Bailey? Oder ein bisschen länger zurück an Carl Lewis? Wenn sie jeweils nach Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen zu Revanchen in den Letzigrund kamen, dann standen sie als 100-m-Könige im Zentrum. Sie wurden von den Zürcher Veranstaltern für ihre gewonnenen Gold-Medaillen auch finanziell vergoldet. Nicht mit dem Preisgeld, sondern mit Startgeldern. Von 300'000 US-Dollar hat man zuletzt bei Usain Bolt gesprochen. Bei Carl Lewis waren es vor über 25 Jahren auch schon gute 100'000.
Am Donnerstag heisst der 100-m-König Justin Gatlin. Und der läuft im Letzi «gratis». Zumindest, was das Startgeld betrifft. Meeting-Co-Direktor Andreas Hediger erklärt warum: «Schon vor Jahren hat der Vorstand des ‚Vereins für Grossveranstaltungen LCZ’ den Beschluss gefasst, dass Athleten, die wegen Dopings zwei Jahre oder mehr gesperrt waren, nicht mehr zu unserem Meeting nach Zürich eingeladen werden.» Damit habe «Weltklasse» ein Zeichen gesetzt, «nur schade, dass uns die anderen Diamond-League-Veranstalter nicht gefolgt sind.»
Dass Justin Gatlin, der nach seinen zwei Doping-Vergehen insgesamt gute fünf Jahre gesperrt war, im Letzi jetzt doch dabei ist, hängt mit dem in diesem Jahr neuen Format der Diamond League zusammen. In Zürich und eine Woche später in Brüssel werden jeweils in 16 Disziplinen die Finals ausgetragen. «Da müssen wir diejenigen Athleten, die bei den zwölf vorangegangenen Diamond-League-Meetings am meisten Punkte gesammelt haben, auch bei uns zum Final antreten lassen», erklärt Hediger. Also auch den 35-jährigen US-Sprinter Justin Gatlin.
Und falls er am Donnerstag den 100er im Letzi gewinnt, dann stehen ihm wie jedem andern Diamond-League-Gewinner auch die 50'000 US-Dollar Siegprämie zu. Hediger findet das auch richtig. «Schliesslich hat er seine Sperren abgesessen und doppelt bestrafen wollen wir ihn ja nicht.»
Doch warum wird bei Gatlin auch nach abgesessener Sperre mit dem Startgeld «geklemmt»? Hediger: «Athleten, die dopen, beschmutzen damit unseren Sport. Und diese wollen wir rund um ‚Weltklasse’ nicht zur Promotion unseres Meetings einsetzen. Nicht bei Presskonferenzen, nicht bei ‚Jugend trainiert mit Weltklasse’, nicht mit Autogramm-Stunden oder speziellen TV-Auftritten.» Im Startgeld, das die andern Stars in Zürich kassieren, sind derartige «Pflicht-Auftritte» nämlich inbegriffen.