Hussein ist mittlerweile 30 Jahre alt. Seit seinem grandiosen EM-Triumph in Zürich sinds fast fünf Jahre her. Fünf schwierige Jahre – Verletzungen, Doppelbelastung durch Medizinstudium und Spitzensport, enttäuschende Wettkampfresultate. Wie die 51,40 Sekunden, die Kariem am 4. Mai 2018 beim Diamond-League-Meeting von Doha wegstecken musste. Bis heute war das sein letzter sportlicher Auftritt.
Alles neu, macht der Mai! Jetzt soll also alles wieder anders werden. Seit letztem Oktober das Medizinstudium erfolgreich abgehackt. Seit Herbst 2017 mit Laurent Meuwly ein neuer Trainer. Seit letztem Herbst reiner Leichtathletik-Profi. Neues Management. Neue Sponsoren. «Ich setze ab 2019 den Fokus und all meine Energie auf den Sport», schreibt Hussein auf seiner Website zuversichtlich. «Sei realistisch und glaube an das Unmögliche!»
Kariem habe seit letztem Herbst gut trainiert, sagt Coach Meuwly. «Er ist fit, ohne körperliche Beschwerden. Sein Selbstvertrauen ist zurück.» Seit zwei Wochen bereitet sich Hussein im Olympia-Trainingszentrum der Holländer in Papendal auf die Wettkämpfe vor. Dort also, wo sein Trainer seit April als Headcoach der niederländischen Staffeln arbeitet. «Kariem wird im Training von zwei 400-m-Sprintern, die um die 45,0 Sekunden laufen, hart gefordert. Über die Hürden hat er einen U23-Trainingspartner, der an der 50-Sekunden-Marke kratzt», sagt Meuwly.
Ohne Druck zurück an die Spitze
Mit dem Wettkampf-Comeback in Oordegem beginnt für Hussein also eine neue Karriere. Es geht für den «Herr Doktor» um Sein oder Nicht-Sein. Die neuen Sponsoren wollen nicht nur Geld geben, sondern Leistungen sehen.
Doch Meuwly und Hussein gehen das Abenteuer sachte an. Schritt für Schritt, Hürde um Hürde, Wettkampf um Wettkampf. Oordegem am Samstag, Langenthal an Auffahrt (300 m Hürden) und die Schweizer Vereinsmeisterschaft am 1. Juni in Lausanne (400 m Hürden) sind kleine Meetings. «Da soll Kariem ohne Druck den Wettkampf-Rhythmus wieder finden», sagt Meuwly. «Auf der grossen Diamond-League-Bühne hat Kariem erst wieder etwas zu suchen, wenn er 48,50 Sekunden laufen kann», ist der Coach Realist. So hat Hussein sogar für das grosse Athletissima vom 5. Juli in Lausanne lediglich einen Start im B-Lauf vorgesehen.